324
Trinkschiffe.
alle erst aus dem Anfang des sechszehnten Jahrhunderts oder aus einer
späteren Zeit her. Mir sind bekannt: das Schiff der Schlüsselfeldef-
schen Stiftung, 1503, jetzt im Germanischen Museum zu Nürnberg
ausgestellt, ein ähnliches Kunstwerk in der Ambraser Sammlung zu
Wien, der Festpokzil der Universität München, welcher noch von Ingol-
stadt herstammt. Dann soll das Schifferhaus in Lübeck und die An-
tonius-Kirche zu Padua im Besitze eines solchen Kunstwerkes sein.
Dürfen wir aus den erhaltenen Werken der Spätzeit auf die Arbeiten
unsrer Zeit einen Rückschluss machen und dies ist unzweifelhaft
erlaubt so hatten diese Gefässe einen Fuss, auf dem der Leib des
Schiffes, der eigentliche Becher ruhte; das Verdeck mit seinen Masten,
schwellenden Segeln, Tauwerk und flatternden Fahnen und Wimpeln
bildete den Deckel, der beim Trinken abgehoben wurde, der aber dem
Ganzen erst die rechte Zierlichkeit und künstlerische Vollendung verlieh.
Vergoldung wechselt mit ungefarbtem Silber; so treten die Segel in
blendender Weisse hervor; Wappen und ähnliche Zieraten sind mit
Emailfarben colorirt. Die Goldschmiede des dreizehnten Jahrhunderts,
welche die zahllosen Schreine und Reliquiarien, die uns noch von
ihrer Geschicklichkeit Zeugniss ablegen, geschaffen haben, waren ohne
Zweifel auch im Stande, diese Gefässe ebenso gut, vielleicht noch besser
als die späteren Meister herzustellen.
Nur ein einziges Mal finde ich des Trinkhornes gedacht. Es ist
aus Gold gebildet, mit Edelsteinen reich besetzt 1).
Wasser ist schwerlich bei einem Festniahle getrunken worden.
In Aegypten hatte zwar der heilige Ludwig die porösen Wassergefässe,
welche das Getränk schön abkühlten, kennen gelernt 2), aber in der
Heimath würde er, auch wenn er sie dort hätte haben können, kaum
ron ihnen Gebrauch gemacht haben; nur im Falle der Noth stillte
man mitWasser den Durst, für gewöhnlich wusste man sich ein bes-
seres Getränk zn verschaffen.
Nachdem die Tafel gedeckt, auch das Essen in der Küche fertig
und bereit war, trat der Truchsess oder Senechal, der die letzten
1) Horn et Rimenhild 4152: En 1a butelrie est Rimel apräs goe ent-räe; U11
00m prist gTant dunt In liste ert gemmäe, K'entu1' 1a, buche ert bien demi-pie
läe, Si ert d'or affrican im merveille bien ovräe; De piment Padempli, beivre ki
bien agräe. Vgl. Joh. de Garlandia, Synonyma, (Reutl. 1487, fol. xliijb): Item
cornu est equivocum, sed hie sunütur pro eipho.
2) Joinville 189: Ijyaue dou flum est deßel nature, que quanb nous 1a pen-
dions (en poz de terre blans que l'on iimit ou palis) aus cordes de nos paveillons,
Tyaue deuenoit au chaut dou jour aussi froide comme de fonteinne.