Hoffeste.
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men alle Fürsten und Grossen: die erhabene Schaar der Erzbischöfe
und Bischöfe, die Könige, die Fürsten und die Menge der Edelleute,
die alle dem Kaiser Wetteifernd gefällig sein wollten. Was soll ich
von der Fülle, ja dem Üeberiiuss der Lebensmittel sagen, die hier
aus aller Herren Ländern zusammengebracht waren: dieselbe war so
gross, dass sie für jegliche Zunge unbeschreiblich bleibt. Da war ein
Vorrath Wein, der den Rhein herab und hinauf gefahren worden war,
wie beim Gastmahl des Ahasverus; ohne Maass nach Jedermanns Be-
dürfniss und Belieben wurde daraus geschöpft. Damit man sich aber
von diesen übermässigen, ja, wie gesagt,unbeschreiblichen Vorkehrungen
eine Vorstellung mache, will ich von einer der geringsten erzählen;
daraus mag man einen Schluss auf die grösseren ziehen. Es waren
da zwei grosse, innen geräumige Häuser errichtet, überall mit Sitz-
stangen ausgerüstet, die vom Gipfel bis zum Fussboden so mit Häh-
nen und Hühnern angefüllt waren, dass kein Verdächtiger in sie ein-
zudringen vermochte; das erregte allgemeine Verwunderung, denn
man glaubte, dass es kaum auf der ganzen Welt so viele Hühner
gäbe. Das Amt des Truchsessen, des Schenken, des Kämmerers und
des Marschalks versahen nur Könige, Herzöge und Markgrafen. Aber
bei der Stadt zwischen dem Rhein und dem Main, war eine grosse
Ebene. Daselbst liess der Kaiser wegen der Beengtheit der Stadt und
der frischen Luft halber eine Kirche und einen Palast sehr angemessen
aus Holz bauen und andere verschiedene und unzählige Wohnhäuser,
damit dort die Lustbarkeiten und Festlichkeiten in entsprechender Weise
gefeiert würden. Wie aber einige Tage hindurch mit grösstem
Ergötzen dieser Hoftag gefeiert worden war, kam eines Tages ein
heftiger Wirbelwind und warf plötzlich jenen Holzbau um, und fünf-
zehn Menschen wurden darin erschlagen, sei es dass die Sorglosigkeit
der Arbeiter den Einsturz verschuldet hat, oder dass es, was Einige
vermutheten, ein grösseres Unglück voraus verkündete; denn nicht
lange darauf starb die Kaiserin."
Die Gäste des Hoftages vrurden von prächtig gekleideten Thür-
stehern, die mit Stäben die andrängenden Knappen abwehrten, em-
pfangen und die Treppe zum Saale hinaufgeleitet 1). Waren dann
die Berathilngen zu Ende geführt, so ging man zur Tafel. Wenn
1) Geoffr. Gainmr. p. 89: Treiz cens huissers i out as huis, Chescuns zwoit ou
veir ou gTis U bon lmille (l'autre pzüs. Si conduient les barons 'Par.1es deggrez
pur les gargons, 0d les yerges kßs mains tenoient As ävesques voie fesoient Que
m11 gEIJSQOII n'i apresmast, Si aucuns de eus n'el comandast.