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Behandlung des Weines.
Wuchs im Ueberfluss an gutem
Weine" (Ann. Colm. maj.). „Im
Jahre des Herrn 1297 gab es im
Herbst einen solchenUeberüuss von
Wein, dass man das leere Fass mit
einem Pfunde bezahlte, und wenn
einer hundert leere Fässer gehabt
hätte, so hätte er für fünfzig leere
die andern fünfzig voll von Wein
haben können. Der alte Wein
wurde umsonst verschenkt, damit
die geleerten Fässer mit neuem
Weine gefüllt werden konnten, und
öffentlich wurde in der Stadt aus-
gerufen: Guten Wein giebt es um-
sonst in verschiedenen Kellern"
(Ellenhardi Argent. Anm).
Der Wein lagerte im Keller in Tonnen und Fässern l), aus denen
erforderlichen Falles eine Quantität abgezapft wurde 2). Kleinere
Fässchen nahm man auf Reisen mit 3).
Der gute Wein musste alt, klar und stark sein. Auch dass er
kalt aufgetragen wurde, verlangte die Sitte 4); in südlichen Gegenden
wurde er deshalb in Schnee abgekühlt 5). Uebrigens tranken die Fran-
zosen schon damals zuweilen den Wein mit Wasser vermischt G).
Ein trinkbarer Wein war aber doch damals gewiss noch schwerer
zu erlangen wie heute. Verstanden die Weinhändler auch nicht die
Kunst des Fälschens so ausgezeichnet wie jetzt, so klagt doch schon
1) Ord. Vitalis 1. XIII, e. 16: Bei einer Ueberschwennnung 1134 reisst das
Wasser mit sich fort „t0nnas falerni plenas aliaque vasa repostoria. Garin I,
p. 205: Maint bon tonnel de vin. Horn et Rimenhild 547: E bon vins precius
e vielz e entunelet; 1008: Et des vins ensement, des vielz entunelez.
2)Wi11eh. 326, 23: Wir sulen ouch hteren klingen Den win, vom zapfen
springen, Als den hirz von ruore.
3) Guill. de Palerne 3335: Qui 1i portoit a sa maison Un barisel de vin mult
bon. Chev. as -ij- espees 3602: Et d'un vin but, ke i1 avoit Vermeil apoite en
bouchiaus ki elers ert et sades et biaus. Salomo u.M0r011f 1600: Er stiez aber
under den gurtel sin Mit silberinen reiifen eyn cleines barellin. Lohengr. 637:
Zwei parel schiere wurden braht mit Kypperischen Wine. Lanc. I, 45575: Ende
_c01en cIaren wijn In twe butsele, die hier sijn An min gereide gehangen.
4) Percev. 4460: Vins clers et aspres ne lor iaut; 8846: Li vin furent etfort et eler,
Blanc et vermel, nouviel et vies; 32630: Et de bon vin -ij- grans bouciaus Froit
et eleret, norit sor Iie. Durmars 367: Froit vin et sain et aspre et cler; 2212:
Si but grans trais del froit vin 01er. Guill. de DoIe (Romvart p. 586, 25): Vin
01er et froit de 1a muselle. Floovant p. 31: Clare et vin viez. Ren. de Mon-
tauban p. 304, 12: Bouglerastre et piment et vies vin et clare.
5) Flamenca 911: Tut van sopar e beu e gent Assatz au neulas et pimen E
raust fruehas et boinetas, Rosas freschas e violetas E glaz e neu per refretzir 10
vi que non tolla dormir.
6) Rom. de Berthe LV, S: Li une 1i aporte ä. mengier d'un poucin Et l'autre
li retrempe de fresehe eaue en son vin. Erec 5120: Vin et eve melle li donent.