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Beigerichte.
Brot.
von guter Speise ist der Pfeffer eine heiss servirte Brühe; Salse und
Agraz dagegen werden nicht gekocht, sondern kalt aufgetragen. Man
tauchte den Fleischbissen und das Brot, das man nebenher verzehrte,
in diese Brühen ein.
Was man sonst noch ass, davon erfahren wir von unsern Dichtern
gar nichts. Sie sprechen zwar von Beigeriohten 1), aber welcher Art
dieselben waren, das verschweigen sie. Vielleicht sind auch Gemüse
auf der Grossen Tafel gekommen, wie dieselben von den armen Leuten
gegessen wurden; jedenfalls galten diese Art von Gerichten nicht für
so kostbar, dass man sie einer Erwähnung für werth hielt. Nur von
einer Art Salat: Portulak und Lattich in Essig, wird uns noch be-
richtet?) Die Franzosen liebten schon damals die Brunnenkresse als
Salat zu speisen 3).
Brot durfte auf keinem Tische fehlen. Zu jedem Gedecke wurde
Weissbrot schon bei Anordnung der Tafel hingelegt. Es sind dies
die Simele oder Semele, die unseren Semmeln entsprechen 4). Wenig,
vielleicht nur in der Form verschieden von ihnen dürften die Wastel
(afr. gastel) 5) und die Wecken Ü) gewesen sein, die zu gleichem Zwecke
aufgetragen wurden. Das Brot der Vornehmen war aus Weizenmehl
gebacken, das durch Beuteln von allen Kleien gereinigt war 7). Die
armen Leute assen die Kleie in ihrem Schwarzbrot mits), oder buken
1) Reinfrieci 2844: Wie ieclich bräte süse Und trabt nä. würzen smegge Und
bigerihte negge Und ander guot geraete, Waz leige man wiltbraete In wirtschafte
nider slüege, Waz man ze tische trüege Von höchgelopten trahten, Solt ich des
alles ahten etc.
2) Peu-z. 551, 20: Purzeln unde 1ätüx1 Gebrochen in den vinaeger.
3) Du Prestre et d'Alis0n 16 (Meon, 1521101. IV, 427): U11 jor laortoit en ses braz-
belle Et creson cuilli en fbntame. Les Crieries de Pal-is 30 (ibid. II, 278):
Puis apräs, eresson de fontaine, Cerfueil, porpie tout de venue, Puls alares porete
menue Letues fresches demanois Vez ci bon cresson d'O1'1enois.
4) Ordericus VitaJis 1. VI, c. 10: Jumentlnn panibus similagineis oneravit.
Erec 7191: Semeln unde win. Dietr. Flucht 746: Wize semel unde vische Und
edel wiltbraete. S. Oswald 127: Er gap in semelen unde guoten win. Renaus
de Montauban p. 254, 12: Mon simle bulete. Eushache 1e moine 1825: Waufres
et tarbres üst novieles Et sameles boines et bieles.
5) Willeh. 136, 6: Er begunde im hertiu wastel gebn. Parz. 622, 10: Unt
zwei blankiu wastel. Cf. 423, 21; 551, 6. Erec 3111: Qui portoient gasteax et
vin. Elie de St. Gille 1059:: Et -ij- gastieus tous blans de forment bulete.
Gaydon p. 300: Si lor aportent blans gastiaus buletez.
6) Mhd. Wtb. III, 543.
7) Gui de Bourg. p. 68: le pain bulete. Guill. d'Orenge V, 3932: I1 tient
un pain de forment bulete.
8) Berte p. 65: Et Terlnite li a, de son 1321111 presente Noirs ert et plains de
loailles, ne 1'013 pas belute.