Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Gewürze. 
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Von Gewürzen wurde besonders nöthig gebraucht das Salz 1); aber 
auch der Pfeifer galt zur Zubereitung eines schmackhaften Essens für 
durchaus nothwendig 2). Man erzählte sich, dass nahe am Paradiese, 
in einem Lande, in dem der hohe Berg Olimpius liegt, der Pfeffer in 
der Ebene wie ein Rohrwald wachse. Sobald die Frucht reift, kom- 
men giftige Würmer in das Gebüsch; um daher den Pfeffer zu ernten, 
brennt man den ganzen Wald nieder und gewinnt aus der Asche die 
Pfefferkömer, wie man Erbsen drischt 3). Benjamin von Tudela Benj. 
Aria Montano interprete. Antv. 1575. p. 94) weiss aber ganz gut über 
die Herkunft des Pfeffers Bescheid zu geben. Der Kümmel wird auch 
zur Würzung gebraucht 4). Muskatnüsse und Muskatblüthen, Gewürz- 
nelken, Kardalnom, Zimmt und andere Gewürze werden aus dem 
Orient gebracht 5). Joinville (189) erzählt, dass die Aegypter des 
Abends im Nile ihre Netze auswerfen und in denselben des Morgens 
Ingwer, Rhabarber, Aloeholz und Zimmt voriinden. Endlich wird 
noch der Essig 6) zum Würzen der Speisen verwendet. 
Zu dem Braten wurden verschiedene Tunken servirt: die Salse 
(afr. sauce)7), der Pfeffer, der Agrazs). Nach dem erwähnten Buche 
1) Chev. au lyon 3452: Lors 1e (chevreuil) a, escorchier, Le cuir li fant de- 
suz 1a, coste De 1a longe -j- lau-de li oste Et trat 1e feu d'un ehaillot bis, Sil a. de 
busche sesche espris Puis mist en une breche au rost Son larde cuir au feu molt 
tost, Sel rostist tant, que il fu cuiz, Mes del mangier ne fu deduiz; Qu'i1 n'i ot 
pein, ne vin, ne sel, Ne nape, ne contiel, ne el. 
2) Iwein 3277: Sone heiser kezzel noch smalz, Weder pfeffer noch salz.  Chev. 
au lyon 2873: Sävoit a, mangier et a boivre Venison sanz sel et sanz poivre.  
(iuill. de Palerne 3329: Mais il n'i ont sausse ne sel N'i1 n'i boive ne vin ne el. 
3) Titurel 6048 E. 
4) Alix. p. 316, 9: Et portent vin et iave et serine et pain cuit, Pois, feves 
et vitaille, poivre, commin et fruit. 
5) Troj. 9610: Dä wuchsen kardamuomen Und museät und negellin.  Titu- 
rel 887: Für zieser und visole nim ich muscat und edel kardamoumen.  H. Georg 
4779: Musehaten blut und neilkin.  Apollonius 8502: Daz truoc allez muskät 
pluot, Muskätnegel, wurzen guot, Ingwer und galgän: Man such daz tierel auch 
dä. gän, Daz den guoten pisem treit; 18257: Cedrangel und malgrän, Paradisepfel 
und galgän, Muscät unde negelin, Cardamonmnm und zimin, Muscätpluot und 
safrän.  Flore 2029: Poiure, canele et garingal, Encens, giroüe et citoual. 
6) Iwein 3338: Im was der pfeifer tiure, Daz salz unde der ezzich. 
7) Willeh. 134, 10: Der pfäwe vor im gebräten stuont Mit salsen. 
8) Parz. 238, 25: In kleiniu goltvaz man nam, Als ieslieher spise zam, Sale- 
sen, pfeifer, agraz.  Altd. Kochbuch hgg. von W. Waekernagel (Ztschr. f. deut- 
sehes Altth. V, p. 13): Wilt du machen einen agraz, Nim wintruebele und stoz 
sur ephele, Diz tuo zuo sammene, menge ez mit wine vnde drueckez vz. Dise 
salse ist guot zuo schefünen braten vnde zuo huenren vnde zuo vischen vnde 
heizet agraz. 
Schultz, höf. Leben. 1. 19
	        
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