Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Wie haben die Vornehmen, die Fürsten und Herren des zwölften 
und dreizehnten Jahrhunderts gewohnt, wie sind ihre Wohnungen 
eingerichtet und ausgestattet gewesen, das ist die Frage, welche wir 
zuerst zu beantworten haben, ehe wir uns mit dem Leben jener Kreise 
eingehender beschäftigen. 
Schon in der Vorrede wurde erwähnt, dass gerade die Geschichte 
der Privatarchitektur, zumal in Deutschland, noch ganz vernachlässigt 
worden ist. Kugler erwähnt wohl in seiner Geschichte der Baukunst 
einige der interessanteren Schlossruinen und dasselbe thut Schnaase 
(2. Auii. V, 231), aber weder sie noch Otte, der doch in seiner Geschichte 
der deutschen Baukunst (Lpz. 1874, p. 664 ff.) so ausführlich und 
eingehend die Denkmäler des romanischen Stiles bespricht, geben eine 
Schilderung der Localitäten, der Fortificationen; sie interessirt allein 
was von Kunstformen an jenen Bauten erhalten ist. Auch Gladbach 
(Denkm. d. deutschen Baukunst, hgg.v. Dr. G. Moller, III.  Darmst.  
giebt zwar gute und brauchbare Abbildungen der Schlösser Münzen- 
berg und Gelnhausen, lässt aber die Frage der Befestigung ganz bei 
Seite. Dass diese für unsere Untersuchungen so wichtigen Angaben 
von den modernen Kunsthistorikern so geilissentlich vernachlässigt 
werden, dassz. B. sowohl Kraus in seinemWerke "Kunst und Alterthum 
i11 EISaSS-Lßthlillgen" (Strassb. 1876 Hi.) als auch A. Woltmann in 
seinem Buche „Deutsche Kunst im Elsass " (Lpz. 1876) ganz absichtlich 
von einer genauen Beschreibung der zahlreichen im Elsass beiindlichen 
Burgruinen Abstand 11811111611, das erschwert die uns hier gestellte 
Aufgabe zu lösen ganz bedeutend. Wir sind oft genöthigt, die Bei- 
spiele, die uns unsre heimischen Bauwerke ebensogut liefern können, 
dem Auslande zu entnehmen. 
Für Frankreich hat da ein sehr schönes Material gesammelt und 
verwerthet Viollet-le-Duc. der in seinem "Dictionnaire de Yarchitecture"
	        
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