Mahlzeiten.
Zeit
des ersten Mahles.
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nommen wurde 1). Andere Schriftsteller melden sogar, dass man erst
um die Mittagszeit speiste 2). Es fragt sich, ob man damals allgemein
schon eine bestimmte Stunde festhielt, 0b nicht in den verschiedenen
Gegenden und Ländern auch in dieser Hinsicht verschiedene Sitten
herrschten; jedenfalls aber haben die Ritter und ihre Damen, wenn
sie so spät erst tafelten, vorher einen leichten Imbiss zu sich genom-
men, der natürlich dann überflüssig wurde, wenn sie an1 frühen
Morgen schon eine tüchtige Mahlzeit eingenommen hatten.
S0 entstanden allmälig die Frühstücke, die dem Magen gestatteten,
auf das substantielle Mahl länger zu warten 3). Das Morgenessen ist
bald einfacher, bald opulenter. Im Felde begnügte man sich wohl
mit einem Bissen Brot und einem Schluck Wein 4), daheim wurde
eine tüchtige Fleischspeise doch gewünscht. Weissbrot, ein Schul-
terstück von einem Wildschwein, kleine Vögel gebraten und in
Sauce, dazu Wein und Glühwein, das ist das Menu eines Morgen-
mahles, welches uns der Dichter des Aiol beschreibt 5). Nach dem
Essen ruhte man eine Weile aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
dies allgemein Sitte war; es ist doch zu unwahrscheinlich, dass
die Leute, kurz nachdem sie vom Bette aufgestanden, sogleich wieder
des Schlafes bedurft hätten. Philippe Mousques"), der von Karl dem
Grossen erzählt, dass er nach Tische zwei Stunden geschlafen und
sich dazu nackt ausgezogen habe, denkt sich den Kaiser wohl als
1) Fulco von Anjou belagert 1098 die Stadt Ballon (Balaonem) und wird durch
einen Ausfall überrascht ndum comes et exercitus in tentoriis suis pranderent
videlicet circa tertiam". Order. Vitalis 1. X, c. 7. Chron. des ducs de Normandie
II, 7722: Ä Avranches fu 111a disnee, Jim esteit bien tierce lmssee.
2) Phil. Mousques 2980: Et en estä pour son däduit Si mangeoit (Charlenmgne)
j -p0i de bon fruit, Apries mangier, a1 miedi, Et buvoit une fois ausi; Et lors tous
nus si se coneoit Dormir eures, puis levoit. Floripas sagt zu ihrem Vater
(Elieralbraxs p. 83): Si or faites justice, anniraus, niee ber, Vous ne mangeries mais,
si ert midi passes. Huon de Bord. p. 201: Desdiu eele eure miedis fu sonnes
Adont shsisent 12m dedans au disner. Chast. de Couci 495]: En pensant en son
lit ainsy Fu il pres desque 2m miedy. QuEbins Celle nuit ne reposa, D'un et d'el
tout ades pensa, Lors se leva et n disne.
3) Les sires de Gavres. d dijb: Quant ce vint le bien matin, Ilz oyrent 1a
messe, sy prindrent vne souppe en vin. „S0ppe in wine" essen die Vläminge vor
der Schlacht von Courtray (Lod. van Velthem l. IV, c. 39).
4) Lohengr. 1861: Die herren n1an dö an dem Rin Des morgens spisen hlez
nlit bröt unt mit win.
5) Aiol 8608: A la plus haute table ont Elie mene. Tout premier li aporten
ij -si1nbres buletes Et une grant espaule d'un parcreu sangler Et menus oiselons
roistis et enpevres Et uin asses encontre et pument et clare.
6) S. Anm. 2.