Seidenstoffe.
Pfeller.
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nannt, deren Bestimmung aber trotz der vortrefflichen und sorgfältigen
Vorarbeiten 1) bis jetzt noch immer nicht recht gelungen ist. Einmal
fehlt uns eine grössere Menge von Geweben aus jener Zeit; die
wenigen erhaltenen Stücke recht zu benennen, ist auch meines
Wissens noch nicht geglückt; dann fragt es sich aber, ob nicht gerade
die Dichter manche Namen entweder missverstanden oder absichtlich
erfunden haben, um ihre Zuhörer, die von dem ihnen genannten
Stoffe noch gar nichts vernommen hatten, erst recht in Erstaunen zu
setzen. Ich kann daher auch in diesem Abschnitte nicht die ange-
regten Fragen alle lösen; habe jedoch den von meinen Vorgängern
gesammelten Stoff nach Kräften zu vervollständigen mich bemüht.
Besonders geschätzt sind die Seidenstoffe, die allesammt aus dem
Orient oder aus Spanien importirt werden. Seidengewebe von Alineria?)
in Spanien, von Palmaä) auf den Balearen, werden ausdrücklich ge-
nannt. Der Seidenstoif aus Deutschland (drap de soie d'Alemaigne,
Rom. de Troie 19318) ist Wohl von Deutschland aus nur iniportirt worden.
Der am hxaufigsten erwähnte Prachtstoft ist Pfeller (pfellel; afr.
paile, von Palliuni abgeleitet). Man bezeichnet damit ein Br0catge-
Webel), braucht aber den Ausdruck auch ganz allgemein, einen kost-
baren Seidenstoff dzunit zu bezeichnen. Er wird für Samitä), Triblat G),
Ciclat7), Baldekin S), Zenditl 9), Pofaz m) gebraucht, 'aber in vielen Fällen
1) Weinliold, Die deutschen Fmue11 im Mittelalter. Wien 1851. Fmncisque-
Miehel, Recherehes sur les etoffes de soie d'or et dhrgent. Per. 1852.
2) Stricker, Karl 107-14: Von Almariseher siden Truoc man riche pfeller dar,
Die wären goltvar. Hugues (Yapet p. 171: de soie d'A1nma.rie. Pereev. 11302:
soie d'Aun1arie. Rom. de Roneevaux COCLXVTII: Chemise de soie (Piäumarie;
CCCLXXII: blizrut d'A11nu1.rie; CCCXCII: paile de soie (Pläumarie.
3) Apollonius 3836: die wären sidin von Palnräit; 18627: Ein roc, daz was ein
pliät, Er wart gemaehet ze Palmät, Alsö heizet diu stat in Mörenlwnt.
Virg. 755, 2: Ein wäfenroc dar üf geleit Der was von bzmlmät siden.
4) Herb. Troj. 6:20: Ein phelline wart Mit dem golde geweben. Eree 7583:
Dez was ein plielle wol gesluht, S0 er beste Wesen solde Von siden und von golde.
5) Alixzrnd. p. 69, 27: Pales de smnis. Vgl. Eraelius 110 u. 172. Troj. 3728
wird Hectors wäpencleit von siden erwähnt, (las 3732 ein pfeller, 3734 ein rother
Szunit genannt wird. Cf. Troj. 30925.
6) Troj. 325-18 u. 32562; Bite1'0lf98(30: ein phelle driblät.
7 ) Gerard de Rossillon p. 288: paile de eielziton. Cf. 353.
8) Kzurhneinet 58, 2-1: Eynen roek von pellen baldeekin, Dat en was schar-
luehen noch brunit, Mer yd was der beste samyt. Frauendienst p. 79, 14: Sä.
mit pfelle loaldeliin.
9) Percev. 103: rices laales de cendas.
10) Willeh. 364, 27: Der pfeller hiez pöfüz. Titur. 1767: Des pfellen pouffe-
manse. Perc. 36036: samis ne boins pale boufu. Gaydon p. 291: paile boffu.
Guill. d'Orenge V,'6164: tantes enseignes de poile de bofuz.