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Schellen.
Hofkleider.
Mode ist noch im vierzehnten Jahrhundert in Kraft 1), später wer-
den nur die Narrenkleider mit diesem Schmucke noch versehen. S0
ist es nicht unmöglich, dass der Krönungsanzug Königs Wenzel Il.
von Böhmen 1297, wie Ottokar (DCLllI) berichtet, viertausend Mark
(etwa 160,000 Reichsmark) gekostet hat. Wir dürfen aber nicht ver-
gessen, dass diese Prunkkleider nur an hohen Festtagen angelegt wur-
den und dass selbst Könige gewöhnlich recht schlicht gekleidet ein-
hergingen 2).
Die Fürsten hatten ja noch ihren Hofstaat zu kleiden, ihm die
"hovecleider" zu liefern. Diese Hofkleidung War wahrscheinlich bei
allen Hofleuten in Farbe und Schnitt gleich, nur der Stoff war je
nach dem Stande bald kostbarer, bald einfacher. S0 erzählt Berthold
von Holle im Demantin (10076 E), dass die Königin von England
alle die kleidet, die vom Kriegszuge zu ihrer Bedeckung zurückbleiben.
Die Fürsten und Herren erhalten Sammtkleider mit Hermelin gefüttert,
Reitkleider aus englischem Scharlach; die Ritter dagegen bekommen
nur Hofkleider aus braunem Scharlach und Reitkleider aus geringerem
blauen Stoffe. Für die Damen endlich werden Kleider aus Scharlach
und Reitkleider aus braunem Scharlach angefertigt.
Beim Zuschnitte der Kleider wurde natürlich das Alter dessen
berücksichtigt, für den sie bestimmt waren 3). Alten Leuten hätten
die koketten Zieraten der jungen Modeherren übel angestanden. Nur
Greise stützen sich auf Stöcke und Krücken 4), sonst war der Gebrauch
eines Spazierstockes gänzlich unbekannt; auf weiten Fusstourenxbe-
diente man sich allerdings d-es YVanderstabes. Aber nie legt der
Geschlagen von gold rot. Crzme 1108: Vil Schellen däu- irclanc, Die gemachet
Wim-n von golde röt, Rubin ind ander sin genöt Men allez an den Schellen fant,
Calsedön ind adimant. Swar dat gold ind dat gesteine Inde edele bilde reine
Unversclieiden solden sin, Dar hinc men im klockelin. Daz was des koneges
Wapencleit.
1) S. z. B. den Schellenmoritz (1411) in der Moritzkirche zu Halle (abgeb. Putt-
rich, Sachsen H, T. 5 c) und das Bild des Schenken von Limburg in der Berliner
Liederhandschrift (vdHagen, Bildersaal, T. XLVII).
2) Gaufridus de Belloloco, Vita. S. Ludovici, VIII: Exquo prinlib Vice Viam
airripüit transmarinam, nunquam indutus est scalleto vel laanno viridi seu bruneto
nec Pelllblls variis, sed veste nigri coloris vel camelini seu persei. Joinv. 667:
Apres que li roys fu revenus dbutre-mer, il se maintint si devotement, que on-
ques ne porta ne vair ne gris ne escarlatte ne estriers ne esperons dorez. See
rohes estoient de camelin ou de pers.
3) Erec 1983: Si häten an sich geleit Ir alter ein gezaeme wät.
4) Erec 290: Ein krücke was sin stiure.