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Sclavinia.
Mantel.
allein den Hals deckt; die Kapuze ist die Hauptsache. Dieselbe konnte,
wenn sie nicht über den Kopf gezogen wurde, frei auf den Rüchen
herabhängen (vgl. Fig. 38, S. 136); sie heisst Gugel (lat. cucul1us)1).
Nach Ottokar (DCCXIV) trugen die Steiermärker an ihren Kragen
Gugeln mit spannenlanger Spitze, um ihren Hals gegen den Sonnen-
brand zu schützen.
Die Kappe wird besonders gern als Reise- oder Reitkleid getragen,
da sie gegen Staub und Regen wohl schützte 2).
Zu diesen praktisch brauchbaren Kleidungsstücken ist dann die
Sclavinia 3) (mhd. slavenie 4), afr. esclavine) 5) zu zählen, ein rauher,
aus grobem Wollenstoif gefertigter Mantel, vielleicht den Schiffer-
kutten der Slavonier nachgebildet. Die Sclavinia trugen Vornehme
wie Geringe; ich denke sie mir ähnlich unseren Flaus- oder Fries-
mänteln, gut gegen die Kälte zu gebrauchen.
Das Staatskleid aber, das der Ritter ebenso wie die Dame bei Fest-
gelegenheiten nie ablegte, ist der Mantel (Fig. 64), ärmellos, in Form
eines Radmantels, lang und Weit geschnitten (lanc unde tief) Ü), aus dem
kostbarsten Seidenstoff gefertigt, mit wertlivollem Pelzwerk (Hermelin,
Grauwerk u. s. wir.) gefüttert und am Halsausschnitt wie am Rande rings
herum mit Pelz (Zobel) besetzt 7). Der Mantel muss, um den Träger
1) Mhd. Wtb. I, 585. Vgl. Tiistan (ed. Fr. Michel) I, 179: Desoz 1a chape
a mis Taumuce (m1. ahnucium).
2) BiteroH T249: In sin herberge er gereit; Ab zugen si diu reiskleit. Ott.
v. Steier DCXL: (D0) er sin raiz chlait (Pez: staiz chlait) Het ab ym gelait.
Cf. Nib. Z. p. 219, 1. Dämantin 10097: Iz sol ein bläwe gewant Or reitecleidei-
sin genant. Lanz. S606: Die boten niht lenger säzen; Si beten schiere ir über-
kleit Hübschliche hin geleit. 1Vo1fdietr. A. 79: In sinen regenmantel want er
daz kindelin. Ott. v. Steier DCXXXVIII: Den frueten diet man gab Die regen
gewa-nt uberal. Rom. de Rou 7180: Une chape pluie afubla.
3) Caes. Heisterbac. XII, 42: Ante illud teinpus, quo oecisus est Conradus
Episcopus Hildenshemensis, peregrinus quidam in Villa quadam moriens sclzwi-
nialn sliam sacerdoti legavit, animam suam illi oonmlendans.
4) Vgl. Mhd. Wtb. 112, 392.
5) Auberi p. 65, 32: Sous Peselavine vit 1a char qui blanchi. Durmars 1074:
Devant 1a maistre porte vit Durmars un grant vilain ester; 1079: D'une esclavine
ert affiebles, Bordon ot gros, si fu ferres. Eustache 1e moine 776: Wistace li
moignes se vest D'une haire et d'une esclavine.
6) Nib. Z. p. 209, 1: Sö managen richen mantel lanc tief und wit; p. 284, 1:
Ir sult für siden hemde die liebten prünne tragen Und für die tiefen mantel die
vesten Schilde wit. Kudr. 333: tiefe mentel wit Sach man daz si truogen.
7) Chev. as -ij- espees 171: Cote ot et mantel bien taillie Trestout foure de
vair fiechie Et si 0b ourle pour voir D'un mout riche sebe1in noir. G612 de
Ross. p. 313: Affublat un mantel freis, sebelin, La. volsure d'un paile alyxandrin;
Les ataches en furent de bon 01' in. Durmars 6531. Cf. Iwein 0485.