Schuhe.
Rock.
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Verschiedene Formen von Männerschuhen ünden wir in den Mi-
niaturen des Hortns deliciarum der Herrad von Landsberg dargestellt;
bald sind dieselben niedrig, bald wie unsre Gamachen bis über den
Knöchel hinaufreichend. Eine grosse Anzahl von Fussbekleidungen
bildet Viollet-Le-Duc in seinem Dictionnaire du Mobilier lll, 148 ff
und IV, 331 ff. ab. Besonders interessant erscheint es, dass schon
eine Figur des gegen Ende des 11. Jahrhunderts ausgeführten Haupt-
portales zu Vezelay die grossen Unterschuhe trägt, die in unsren Ge-
dichten nie erwähnt werden, die aber im vierzehnten und fünfzehnten
Jahrhundert allgemein angewendet wurden und in Deutschland
"Trippen", in Frankreich "Patins" hiessen. Man bediente sich dieser
hohen hölzernen Sandalen, die über den Schuh mit Riemen befes-
tigt wurden, bei schmutzigem Wetter auf die Strasse zu gehen.
Da die Mehrzahl der Städte nicht "gepflastert war, entstand bei
Regenwetter ein unergründlicher Morast, und wenn man auch für
die Fussganger wohl hin und Wieder aus hohen Steinen eine Art
Steg herstellte (s. S. 101), so waren doch die Trippen immerhin
erforderlich, wollte man nicht Schuhwerk und Kleidung in kürzester
Zeit verderben.
Geizige Leute gehen, wie schon oben bemerkt wurde, zu Hause
„Mit strubendem häre, Barschenkel und barvuoz" (Iwein 2820).
Die übrigen Männerkleider sind im Schnitt denen der Frauen
ziemlich ähnlich, so dass es oft nicht ganz leicht ist, zu unterscheiden,
0b eine Miniatur eine Frau oder einen Mann darstellen soll. S0
konnten auch Frauen unbedenklich Männerkleider anlegen; Orilus
giebt nach der Versöhnung mit seiner Gemahlin Jeschüte derselben
sein Kursit zum Anziehen 1). Indessen durfte ein Mädchen, die etwas
auf ihren Ruf hielt, sich nicht die Kleider von Männern anziehen 2).
Auch die Männer trugen über dem Hemd zunächst den Rock,
der am Oberkörper eng anlag, unten faltig bis auf die Füsse reichte.
Wenn das Staatskleid so lang geschnitten wurde, so hat man im ge-
wöhnlichen Leben wohl die Kleider kürzer getragen. Bei Knappen,
1) Parz. 270, 11: Und gap ir an sin kursit: Die was von richem pfelle Wit,
Mit heldes haut zerhouwen. Ich hän doch selten frouwen Wäpenroc an gesehen
tragn, Die Waere in strite alsus zerslagn.
2) Herwic und Ortwin bieten der Küdrün, die im blossen Hemd am Flusse
wäscht, ihre Mäntel an; sie erwidert (Kudr. 1233): An dem libe min Suln nimmer
iemens ougen gesehen mannes kleiden Vgl. auch Kudr. 114, 3: Swie kiusche
si waeren, daz (Männerkleid) muosten si dö tragen; Jä schamten si sich seie.