Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Bärte. 
Basiren. 
welche Franz Kugler (Gesch. d. Baukunst II, 399) abbildet. Zwei 
ähnliche Capitelle iinden sich in the Saints Church zu Inchagoile 
(s. Margaret Stokes, Early Christian Architecture in Ireland, Lond_ 
1878, p. 115); vgl. auch die alten irischen Miniaturen. Auch diese Sitte 
wurde schon im 12. Jahrhundert aufgegeben, ja es wurde mehr und 
mehr Sitte, den Bart ganz zu rasiren1). Der Roman Floovant erzählt, 
früher sei jeder Ehrenmann, Priester oder Laie, bärtig einhergegangen, 
nur der Dieb sei zur Schande geschoren worden; als aber der Knabe 
Floovanti seinem Lehrer, einem Herzoge, zum Scherz den Schnurr- 
bart abschnitt, habe König Clovis sich und seinen ganzen Hof glatt 
rasiren lassen 2). Indessen finden wir auch noch im dreizehnten Jahr- 
hundert Beispiele genug für das Tragen des Vollbartes. In den 
Portraitbüsten am Brückenthor zu Capua (s. C. v. Fabricy, in der 
Ztschr. f. bildende Kunst XIV, 220. 221) sind Petrus de Vineis und 
Taddeo da Sessa beide bärtig dargestellt. Zu beachten scheint es 
mir, dass die Dichter jene wunderliche Barttracht nur immer erwähnen, 
wenn sie ältere Herren schildern; es mögen auch, als diese Sitte 
längst aufgegeben war, manche Greise sie noch beibehalten, sich der 
neuen Mode nicht gefügt haben. 
Das Bartscheeren und Zustutzen des Haupthaares besorgte ein 
Barbier 3). In Italien versahen schon im dreizehnten Jahrhundert 
Frauen dies Geschäft (Barberino, Reggimento di Donna XV, II, ä 1). 
Zum Geräth des Barbiers gehört ausser dem Rasirmesseri) und der 
Scheere noch ein Becken aus Messing 5). 
1) Perc. 8932: Et -c- Ki reent et rooingnent Lor barbes cascune semaine.  
H. Gregor. 3226: Mit W01 gesehornem harte, In allen Wis W01 getfm, Als er ze 
tanze solde gän, Mit sö gelinnter beinwät, S6 si zer werlcle beste stät. 
2) Floovant p. 3: Adonc estoient tuit li prodmne barbez Et li clers et li lais, 
li prestres coronez. Et quant li uns estoit aparceuz (Panbler, Donques li flxeoit 
Pen les grenons ä ouster Et trestoz les forcons de la. barbe coper; Lores estoit 
hontous, honiz et vergondez, Si qu'il ne parousoit entre gantz converser, Et quant 
il. estoit pris ä, mort estoit Iivrez; p. S: Moult tot me fäites ßj- rasour aporter Li 
ferai orendroit de 111a barbe autrete. 
3) Helbl. III, 77: Nü dar, her scheraer, St-richet scharsach unde SCIJEBI, Ebent 
här und scheret hart. 
4) H. Troj. 6363: Isen als ein seharsas Schrotet har vnd vas; 8848: Also snite 
ein scharsas Zwenzic har mit eime snite.  Cröne 19129: Ein glavie, diu was 
breit Und W01 ze beiden siten sneit, Als ein wol sniclent scharsach.  Sal. u. 
Mor. 1523: Er nam eyn schere usz der deschen; 1526: Er 118111 ein Sßharsitsz in 
die hant.  
5) Rom. du Renart (ed. Meon, 3263): S'a. dedenz un rasoir trove Qui moult 
estoit {in et aüle, Et uns cisiax et un bacin De laton bon et cler et ün.
	        
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