Schminke
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mit Baumwolle aufgetragen, weisse aus pulverisirten Cyclamenwurzeln
(panis porcinus). Doch brauchte man auch gefährlichere Compositio-
nen aus Quecksilber, Kampher, Weizenmehl, die mit Fett angerieben
wurden; mit einem Stückchen Filz schminkte man sich dann 1). Die
Farben konnte man beim Krämer kaufen 2).
Gut scheint die Schminke nicht gewesen zu sein, denn als ein
Spielmann einst, wie Etienne de Bourbon (Anecd. hist. N. 279) erzählt,
einer geschminkten Dame Wasser ins Gesicht sprudelte, ging die Farbe
sofort ab; ausserdem war sie klebrig. Eine Dame kam nämlich, wie er
weiter berichtet, einst zu einem vornehmen Manne, sehr geschminkt.
Der ruhte auf einem Federbett und erlaubte sich den Spass, in den
Bezug des Bettes ein kleines Loch zu machen. Die kleinen Federchen
kamen zum Vorschein; er blies sie ihr ins Gesicht, und an der Schminke
blieben sie kleben. Auch Fr. Barberino erklärt (Reggim. di Donna V,
XXllj, g 12) erklärt sich gegen den Gebrauch der Schminke und hält
die Anwendung derselben bei Wittwen zumal für unpassend, da bei
ihnen die Entschuldigung fortfällt, dass sie es ihren Gatten zu Liebe
thun (V1, V11I, 39, ch'e1l' a perduta 1a schusa daver solglion le donne,
Che suo, lisci fanno Sol per piaciere alli mariti loro).
An den Füssen trugen die Frauen Socken 3), die unsern Strümpfen
etwa entsprachen. Wie dieselben am Beine befestigt waren, ist nicht
zu ersehen. Ueberhaupt ist es schwierig, die Unterkleider der Damen
zu schildern, da die Dichter in der Regel nur die sichtbaren Klei-
dungsstücke ausführlich beschreiben, diese ihrer Zeit allbekannten
Toilettengegenstände aber, an denen eine besondere Pracht nicht aufge-
wendet war, mit Stillschweigen übergehen. Da die Bauermädchen
bunte Strümpfe trugen, die über dem Rhein gekauft waren 4d), so dürfen
wir wohl annehmen, dass auch die vornehmen Damen sich diesen
1) Helbling I, 1145: Liutsaelic was sie selpvzmr; Doch bezzert sie hals unde
kel, Kecsilber, gaiier, weizmel Mit altem smei-we Streich sie am, Vilzel unde gro-
im-m C?) Ob ir Wßngeline fußt (röb?) Von geribener nuet Und ist doch er-
baar dä. bi.
2) Christi Leiden (Fundgruben II, 2-17): Krämer gip die varwe mir, Die min
Wengel roete Koufe wir die varwe din, die uns machen sehoene und wolge-
täne. Cf. des trois meschines (Fabliaux pub]. p. Meon III, 446).
3) Stricker, Daniel (S. Bartseh, Einl. zu des Strickers Karl p. XXVI): Si truo-
gen zwene söcke. Gr. Wolfdietr. 1545: Die soeken leit sie an die füsze, die
sehuhe sie in den busen sbies. N11 hörent warumb die frowe die Schuhe von den
füszen lies, Darumb daz man sie nit hörte, so sie gieng über den sal.
4) Nith. XXXVII, 3 (HMS. II, 123): Zwen gemalte kalzen die braht' er mir
über Rin, Die trage ich noch hiute an niinem beine.