Baden.
eiligst ins Bett, als die Jungirauen in das Zimmer hinein treten
(Parz. 243, 20). Als Wolfdietrich sich umkleiden soll, muss er die
zudringlichen Damen erst bitten, ihn eine Weile allein zu lassen
(1386): „lr minniglichen frowen, ich wil uch sere biten, Wellent
ir an mir geschowen die kleider wol gesniten, So lant mich alleine,
daz ich nit schame spehe, So daz mich nwer keine hie also blosz sehe."
Wie Amphons von Spanien durch seine Stiefmutter, die ihn in einen
Werwolf verzaubert hatte, endlich erlöst wird, steht er plötzlich
nackt vor ihr: „te1 honte en a, tos en tressue" (Guill. de Palerne
7761). F einfühlender ist das Mädchen, welches den lweinheilt. ln
seiner Liebestollheit ist der Held eine Weile nackt im Walde herum-
gelaufen; drei Frauen finden ihn schlafend und lassen ihn durch eine
Magd mit einer Salbe von Feimorgan bestreichen. Ehe er jedoch zu
sich kommt, versteckt sich das Mädchen (lwein 3489): Wand si daz
wol erkande, Daz schemelichiu schande Dem vrumen man we tuot;
(3494) Si gedahte ,ob daz geschiht, Daz er kumt ze Sinnen Und Wirt
er danne innen, Daz ich in nacket han gesehn so ist mir übele ge-
schehn, Wand des schamt er sich so sere, Daz er mich nimmer merc
Willeclichen an gesiht." Durchschnittlich sind die Damen aber nicht
so delicat.
Ja die Damen nahmen nicht Anstand, mit den Herren gemeinsam
zu baden; sie schmückten sich dann nur mit dem schönsten Kopf-
putze Es ist mir kein Bild aus der Zeit des zwölften oder drei-
zehnten Jahrhunderts bekannt, welches uns ein solches gemeinsames
Bad verführte, wohl aber giebt es Miniaturen des fünfzehnten Jahr-
hunderts, die uns das Treiben in einem solchen Badezimmer klar und
deutlich schildern. Eine solche Scene ist in dem „mittelalterlichen
Hausbuche" 2) Taf. 19 dargestellt. Eine viel schönere Abbildung bietet
dagegen eine Miniatur in dem Codex des Valerius Maximus, Welcher,
um 1470 geschrieben für den Bastard Anton von Burgund, jetzt in der
Breslauer Stadtbibliothek bewahrt wird. In einem grossen Zimmer
sind da Badekufen aufgestellt, in denen immer gegenüber je ein Mann
und eine Frau sitzt; zwischen ihnen liegt ein Brett, auf dem Er-
frischungen stehen. Die Männer tragen jene schon erwähnte Scham-
binde. Die Frauen dagegen sind ganz nackt, haben aber die hohen
Hennins auf und tragen goldne Halsketten. So ähnlich mag es damals
1) Rom. de 1a, Rose 10847: Puis revont entrleus as estuves Et le baignent 23g
cuves Qu'i1 ont äs chmnbres toutes prestes Les chapeläs de flors (Es testes.
2) hgg. vom Germanischen Museum. Lpz. 1866.