Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Dienerschaft. 
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sonst werden uns Hofknechte, Buben, Schildträger (schiltvezzel) ge- 
nannt1). Die Disciplin wurde streng gehandhabt; verging sich einer, so 
bekam er tüchtige Schläge 2). Die Damen hatten Kammerfrauen zu ihrer 
Bedienung3), ausserdem noch eine Menge Dienerinnen, die, wie einige 
Stellen der Kudrun beweisen, auch im Nothfalle mit Ruthenlneben 
(1279, 2; 1282, 3-1283, 3) bestraft wurden. Gute Rathschläge ertheilt 
den Dienerinnen Francesco Ba-rberino (Regg. di Donna XI); sie sollen 
sich am Körper und in der Kleidung sauber halten, ihre Herrin wie 
ihre Mutter verehren, nicht spioniren u. s. w. Unredlichkeit der Knechte 
und Diener rügt schon Berthold von Regensburg (I, 84); er legt aber 
auch den Herrschaften ans Herz, ihre Dienerschaft gut zu halten, 
ihnen genug zu essen zu geben (p. 90): „Swenne so ir wercliute habet 
unde diener unde dienerin unde die dir durch daz  dienent, den soltü 
gröze schüzzeln für setzen unde dar üf gar genuoc legen unde niht 
ein bein drüffe legen; wan du sihst vil gerne, daz si dir vaste wirken, 
sö soltü in gar genuoc geben." Gross war der Lohn gerade nicht: 
Gottfried von Neifen verspricht seiner Geliebten, die besorgt ist ihren 
Dienst zu verlieren, wenn sie noch länger den Bitten ihres Ver- 
ehrers Gehör schenkt, ihren Jahreslohn, einen Schilling und ein Hemd, 
zu ersetzen 4). Der Umzugstermin scheint um Lichtmess (Febr. 2) 
festgesetzt gewesen zu sein, Wenigstens will in dem Schwanke "Das 
Gredleintzu Lichtmess", den A. v. Keller in seinen Erzählungen aus 
altdeutschen Handschriften (Bibl. d. litt. Ver. XXXV, 225) mittheilt, 
das Gretlein zu Lichtmess ihren Dienst verlassen. Als sie auf die 
Bitte der Hausfrau nicht hört, droht ihr diese, allen den Schaden, den 
sie gestiftet, alles durch ihre Schuld Zerbrochene und. Verlorene vom 
Lohne abzuziehen; jedoch die Magd hat ihrer Herrin Liebschaften 
wohl bemerkt und droht nun ihrerseits mit Enthüllungen. Für dreissig 
Pfennige, zwei Schuhe, sechs Ellen Leinwand und einen Schleier 
im Werthe von zwanzig Groschen willigt sie endlich ein, wieder zu 
bleiben. 
1) S. Oswald 3224: Die hofkneht daz vil übel muote, Die buoben und die 
schiltvezzel; 3283: Daz er sö vil bat den vürsten häre, Daz muote die knellte 
alsö säre. Schiltvezzel und die dienaere, Den was ir gemüete alsö swwre. 
2) H. Elisab. 3292: Zuchte sin gesincle plac; 3296: WVer sich des wolde nit 
bewarn, Daz er arges iht begienc, Gröze slege er enpflenc. Dä, wider hörte kein 
gelüet: Der herre in weiz got strichen det Mit gerten ummer mere. 
3) 15m pedigsequm  H. Elis. 2439: Wanne si üf ir palas Bi ir gurtelmeicle 
was; vgl. 2993.  Gui de Nanteuil p. 15: Jehenneite et Martine (die Dienerinngn 
der Eglantine) li ont sa guimlnle ostäe; vgl. p. 50. 
4) hgg. v. M. Haupt. p. 37. 36.  
Schultz, höf. Leben. 1. 11
	        
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