Dienerschaft.
161
sonst werden uns Hofknechte, Buben, Schildträger (schiltvezzel) ge-
nannt1). Die Disciplin wurde streng gehandhabt; verging sich einer, so
bekam er tüchtige Schläge 2). Die Damen hatten Kammerfrauen zu ihrer
Bedienung3), ausserdem noch eine Menge Dienerinnen, die, wie einige
Stellen der Kudrun beweisen, auch im Nothfalle mit Ruthenlneben
(1279, 2; 1282, 3-1283, 3) bestraft wurden. Gute Rathschläge ertheilt
den Dienerinnen Francesco Ba-rberino (Regg. di Donna XI); sie sollen
sich am Körper und in der Kleidung sauber halten, ihre Herrin wie
ihre Mutter verehren, nicht spioniren u. s. w. Unredlichkeit der Knechte
und Diener rügt schon Berthold von Regensburg (I, 84); er legt aber
auch den Herrschaften ans Herz, ihre Dienerschaft gut zu halten,
ihnen genug zu essen zu geben (p. 90): „Swenne so ir wercliute habet
unde diener unde dienerin unde die dir durch daz dienent, den soltü
gröze schüzzeln für setzen unde dar üf gar genuoc legen unde niht
ein bein drüffe legen; wan du sihst vil gerne, daz si dir vaste wirken,
sö soltü in gar genuoc geben." Gross war der Lohn gerade nicht:
Gottfried von Neifen verspricht seiner Geliebten, die besorgt ist ihren
Dienst zu verlieren, wenn sie noch länger den Bitten ihres Ver-
ehrers Gehör schenkt, ihren Jahreslohn, einen Schilling und ein Hemd,
zu ersetzen 4). Der Umzugstermin scheint um Lichtmess (Febr. 2)
festgesetzt gewesen zu sein, Wenigstens will in dem Schwanke "Das
Gredleintzu Lichtmess", den A. v. Keller in seinen Erzählungen aus
altdeutschen Handschriften (Bibl. d. litt. Ver. XXXV, 225) mittheilt,
das Gretlein zu Lichtmess ihren Dienst verlassen. Als sie auf die
Bitte der Hausfrau nicht hört, droht ihr diese, allen den Schaden, den
sie gestiftet, alles durch ihre Schuld Zerbrochene und. Verlorene vom
Lohne abzuziehen; jedoch die Magd hat ihrer Herrin Liebschaften
wohl bemerkt und droht nun ihrerseits mit Enthüllungen. Für dreissig
Pfennige, zwei Schuhe, sechs Ellen Leinwand und einen Schleier
im Werthe von zwanzig Groschen willigt sie endlich ein, wieder zu
bleiben.
1) S. Oswald 3224: Die hofkneht daz vil übel muote, Die buoben und die
schiltvezzel; 3283: Daz er sö vil bat den vürsten häre, Daz muote die knellte
alsö säre. Schiltvezzel und die dienaere, Den was ir gemüete alsö swwre.
2) H. Elisab. 3292: Zuchte sin gesincle plac; 3296: WVer sich des wolde nit
bewarn, Daz er arges iht begienc, Gröze slege er enpflenc. Dä, wider hörte kein
gelüet: Der herre in weiz got strichen det Mit gerten ummer mere.
3) 15m pedigsequm H. Elis. 2439: Wanne si üf ir palas Bi ir gurtelmeicle
was; vgl. 2993. Gui de Nanteuil p. 15: Jehenneite et Martine (die Dienerinngn
der Eglantine) li ont sa guimlnle ostäe; vgl. p. 50.
4) hgg. v. M. Haupt. p. 37. 36.
Schultz, höf. Leben. 1. 11