XII
Vorrede.
Wenn ich nun wohl hoffen kann, das literarische Material in
ziemlicher Vollständigkeit zusammengetragen zu haben, so ist es mir
nicht gelungen, die erhaltenen Kunstdenkmäler, die in Betracht zu
ziehen sind, alle oder fast alle anzuführen. Dieselben sind zum Theil
in öffentlichen Museen, zum Theil in Privatbesitz aufbewahrt, zum
kleinsten Theile und dann meist in mir hier unzugänglichen Pracht-
werken publicirt, und grosse Reisen deshalb zu unternehmen, uni alles
Brauchbare aufzusuchen, war mir nicht möglich. S0 habe ich auch
von Miniaturen nur das Material verwerthet, welches ich in Publi-
cationen vorfand. Zumal in dieser Hinsicht ist die vorliegende Arbeit
einer Ergänzung sehr bedürftig. Vielleicht gelingt es mir, (las Interesse
für die Profan-Denkmäler der bildenden Kunst und des Kunsthand-
Werkes doch in weiteren Kreisen zu erwecken, und dann darf ich wohl
hoffen, dass auch die bisher wenig oder gar nicht beachteten oder
falsch bestimmten Monumente bekannt gemacht werden.
Vorarbeiten, die mir von Nutzen sein konnten, standen mir nur wenige
zur Verfügung. Die Memoires sur Tancienne chevalerie von de La Curne
de Sainte Palaye (Paris 1759; deutsch von Klüber, Nürnberg 1786-90),
Gustav Büschings Vorlesungen über Ritterzeit und Ritterwesen (Leipzig
1823) konnten schon deshalb Wenig nützen, weil ihnen eine zu kleine
Zahl literarischer Hülfsmittel zur Hand war; überdies behandeln sie die
ganze Ritterzeit, und Büsching trägt beispielsweise kein Bedenken, un-
mitttelbar neben die Helden des Wolfram von Eschenbach den Götz von
Berlichingen und den Hans von Schweinichen zu stellen. Auch Thomas
Wrighfs „Womankind in Western Europe" (Lond. 1869) ist mehr seiner
Abbildungen als des Textes wegen von Bedeutung; Jacob Falkeis
Werk „Die ritterliche Gesellschaft im Zeitalter des Frauencultus" (Ber-
lin, o. J.) und Antony Meray's „Vie au temps des trouveres" (Par. 1873)
und „Vie au temps des cours d'amour" (Par. 1876) sind eher für das
grosse Publicum geschrieben, bestimmt, dessen Interesse für dies in-
teressante Zeitalter zu erwecken, als streng wissenschaftliche Arbeiten.
Wirklich nützlich erwies sich nur des alten Meiners "historische Ver-
gleichung der Sitten und Verfassungen des Mittelalters" (Hannover
1793), dann F. v. Raumeris Untersuchungen zur Culturgeschichte der
Staufenzeit (Hohenstaufen Bd. V. Vl), vor allem K. Weinholdis Werk
„Die deutschen Frauen im Mittelalter" (Wien 1851), dem ich vielfache
Belehrung und Anregung verdanke, und des Vicomte de Vaublanc