Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Sticken. 
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jedoch die edle Stickkunst 1). Am Rahmen stickten sie da mit bunten 
Seiden oder Leinenfäden Wandteppiche, Tischtücher, Messgewänder für 
die Priester, Altar-Antependien für die Kirchen und ähnliches 2). Die 
Muster wurden ihnen vorgezeichnet 3) und mit seltener Geschicklichkeit 
wussten sie Ornamente, menschliche Gestalten, Thiere aller Art mit 
kunstreicher Nadel zu iixiren. Erhalten sind von diesen Arbeiten nur 
sehr wenige Stücke. Berühmt ist die Tapisserie de Bayeux, ein Werk, 
welches gewöhnlich wenn auch ohne hinreichenden Grund der Gemahlin 
Wilhelms des Eroberers, Mathilde, zugeschrieben wird. Auf einen 
71 Meter langen, etwa 50 Cm. breiten Leinwandstreiien ist da mit 
beiten: Gr. Wolfdietr. 30: Ich wil lernen kleine spinnen, obe ez dich dunke 
gut, Und darzu wehe neyen mit siden und mit faden, Mit juncfrowen zühte 
wil ich mich überladen; 31: Nu heisz mir gewinnen die beste meisherin, Die 
ze Kunstenopel uber dm lehnt muge sin, Die mich leren huben wirken, dar an 
wunder ane zal, Darumb gzrngen zwen porten, einer breit, der ander smal; 72: 
Er hiez im huben Wirken etc.  Lanceloet l, 35972: Ene van der eoninginne 
joncfrowen, Die dbest wercwijf was von siden, Diemen ywerinc vant ten tiden.- 
Percev. 21438: pilcieles -iiij- vint u cent Qui faisoient las et fouriaus, Aumosnie- 
res et cainturiaus; 30411: (ij puceles) d'or et de soie orfrois ovroienti.  Eine 
bortenwiirkende Dame summt ihrem Geräthe ist in der Pariser Minnesängerhand- 
sclnift abgebildet, v. d. Hagen, Bildersaal. T. XXXVII. 
1) Reinfried 23272: Des such man dise frouwen Wirken beide Wilt und zam 
Mit der nädel in der mm.  Willi. v. Wenden 2209: Disiu worhte an der ram, 
Jeniu naive, disiil Span, Als man in lieidenschaft noch kann, Beide siden unde golt, 
Daz man ze Werke haben solt Ze dem daz heizen tinwer tuoch. 
2) G1xWolfcliet1x32: Die mich lere wirken daz gedihte an dem ram Und dar 
uf entwerfen beide wilt und zum, Hirze unde hind e, also ez lebendige muge 
sin; 34: Also lernet Hugdieterich bisz in dnz ander jar, Also welle neyen, seit uns 
diz bnch furwar, Waz im vor entwarf die hohe meisterin; Des wart er ein 
hoptmeister zu den lienden sin; 63: D0 begunde kleine spinnen frowe Hiltegunt 
zu hant (Man kunde irengleichen niergen linden zu Szilneoke uber das laut) Und 
darzu wehe neyen maniger hande fögelin Von balmat und von siden. also 
ez lebende möchte sin; U6: Also lerte si zwo megede wol ein ganzes jar Also 
wehe neyen, seit uns disz buch fhrwzmr, Zwehelin, dischlachen wisz und breit, 
Also man zu hochziten fur riche fnrsten leit; 67: Zitewe und zisel, troschel 
und nahtegal Dez stund an den enden geneyet hin ze teil Mitten (linne der 
grife und der ndolar Vornen zu angesihte, do man sin allerbest mun war; 
68: In dem andern orte der faleke also er {lüge Und daz gefügel schöne nach 
im zuge. An de111 dritten orte stund der lintwurm, Vor im saz der leWe also 
sie fahten einen sturm; 69: Der hase und der fuhs und daz wilde reeh An 
dem Herden orte, der lebart gefech, Daz eberschwin zu Walde, nach im der 
hunde rot; 70: Hirz und binden stund alles daran Geneiget mit golde also 
ez daz leben möhte han. 
3) Seifried Helbling VIII, 208: Sin tohter vor vrouwen neet Schöne ab eime 
bildeer, Die billich dä. heime waer, Daz si i1' muoter spin.
	        
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