Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Spinnen 
und 
Wirken. 
jedenfalls die goldnen Chatons vorräthig und suchten nur die laassenden 
Steine aus dem Schatze heraus, die sie in den Chatons befestigten 
und dann auf den Gewändern festnähten. Das Weben selbst galt als 
nicht für eines freien Mannes 1) oder einer freien Frau würdig, aber 
das Schneidern stand auch der hochgebornen Dame wohl an. Später 
werden auch Damenschneider und Schneidermeister erwähnt  wahr- 
scheinlich weil die Herstellung eines Prachtgewandes doch eine mehr 
als gewöhnliche Geschicklichkeit erforderte. 
Spinnen von Flachs und etwa Seide war den Damen eine ge- 
wohnte Arbeitii); das Spinnen von Wollen überliessen sie gern den 
Dienstleuten. Es war ein Beweis der Frömmigkeit der h. Elisabeth, 
dass sie mit ihren Mägden die Wolle für die Kutten der Minoriten 
spann 4). Einen guten tadellosen feinen Faden zu spinnen, das war 
ein grosses Lob für ein anständiges Mädchen. Francesco Barberino 
(Reggimento di Donna V, XXVII, g 1) sagt: „Dicie messere Ramondo 
d'Angiö: Sa'tu qual donna e donna da gratdire? Quella che fila pen- 
sando del fuso; Quella che lila iguali e sanza groppi; Quella che lila 
e nolle cade il fuso; Quella davolgie il iilato igualrnente; Quella che 
sa se 'l fuso e mezzo o pieno." Das Weben der Borten, Gürtel, Kopf- 
putzsachen, Hauben, Gürteltaschen wurde gleichfalls von den Damen und 
ihrenJungfrauen gern betrieben  Der meisten Beliebtheit erfreute sich 
1) Ein Zwerg zwingt die überwundenen Ritter Weber zu werden oder zu 
sterben, Percev. 21379: Sacies touti eil que je conquier Sont assis au plus vil 
mestier Certes ki soit en tout le mont; eou sacies bien, tisserant sont; 
21385: Cil tissent pales et boufus Et dras de soie a or batus Et si font gentius 
pavellons Ouvres de diverses faeons. 
2) Als Wilhelm von Holland, der deutsche König, 1252 die Tochter des Her- 
zogs von Braunschweig heirathet, bricht Feuer im Palast aus und es verbrennen 
zwei Schneider (Annales Erfordenses. Ann. Stadenses ad a. 1251).  Lohengr. 
2395: Ein snidermeister muoste bi in dinne sin.  UvdTürl. Wilh. d. Heil. p. 96: 
So was eyn meyster der nu sneit Rieh gewant der kuninginne; p. 101: Tynal 
und andirre meistere viere Den gebot der burcgrave schiere Mit dem sniden sein 
bereit.  Ueber die Betrügereien der Schneider vgl. Berthold v. Regensburg, 
Pred. I, p. 16. 17. 
3) Herb. Troj. 14776: Mit nalden und mit spillen Solden wip umme gan.  
Troj. 28286: Da lac der haspel und daz garn, Diu kunkel und diu scheere. 
4) H. Elis. 2338: Gar starke dinc si understunt", Einen rocken si begreif, Dar 
ane was ein ummesweif Von wollen, da si ane span: Solicher dinge si began 
Eins kuniges dochter here. Ir megde spunnen sere. 
5) Gute Frau 1705: Mit drihen (Nadel zum Sticken Oder Bolißnvürken) und 
mit spelten (Gerath zum Weben) kan ich ez wol vergelten; 1944: Man koufte 
ir silber unde golt, Da mite worhtes an der ram Borten und dar nach alsam 
Gürtel unde sehappel Breit unde sinewel.  Hugdietrieh lernt weibliche Ar-
	        
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