Schneidern.
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Mädchen, die auch an den Hof geschickt wurden, dort feine Sitte zu
lernen und sich in jeder Hinsicht zu vervollkommnen 1), beschäftigten
sich natürlich nicht mit diesen gewöhnlichen Arbeiten 2). Sie fertigten
aber die Kleider für die Männer, auch für sich selbst, und verzierten
dieselben mit Borten und Edelsteinen 3). „Vil der edelen steine die
frowen leiten in daz golt" heisst es im Nibelungenliede; sie hatten
Den wären cleider unt der lip Vil urineeliche gestztlt: lrn was iedoch deheiniu alt.
Die rinnen heten ouch den ein, Duz gnuoge worhten under in, Swuz ienien wur-
ken solde Von siden und von golde. Gnuoge worhten an der nune: Der werc was
aber äne scheine. Und die des niene kunden, Die lesen, dise minden, Disiu blou
(schlug den Flachs), disiu dahs (schwang ihn), Disiu hzichelte vlahs, Dise spunnen,
dise netten; 6398: Man git uns von dem pfunde Niuwan vier pfenninge, Der lön
ist ztlze ringe Vür spise und vür cleider. Vgl. Percev. 21438. Gotfried von
Nifen II, 4 (HMS. I, 41): si kann, beidiu, dehsen unde swingen. Cf. XXIV, 4 (HMS.
1d, 53). lbid. XXVII, 1: Ein inztget sach ich winden, W01 si gern want (HMS.
I, 54). Kaiserchronik 13969: Er queeme in ir phisel Dez er die wolle ziese Un-
dir anderen genezwiben (Frauen aus der Miigdekznniner, gyneeceum).
1) Kudr. 575: Diu vil schoene tohter bi nahmen wert genant Kütrün diu
schoene von Hegelingen lant, Die sante er ze 'I'ene1narke durch zuht ir nzehsten
inägen.
2) Kudrun und die mit ihr gefangenen Lärmen werden von der bösen Gerlint
allerdings schlimm genug behandelt, allein es sind Kriegsgefangene und ihr Trotz
soll gebrochen werden. Sie müssen die Oefen heizen (Kudr. 996: Du niuost ininen
phicsel eiten und selbe schiirn die brende; 1008: Eines vürsten tohter, der laürge
het unt lernt, Den oven inuoste heizen mit ir wizen hant), Wasser tragen (1007:
Diu diu beste drunder ze hove solte sin, Der geböt man besunder, daz si diu
nizigedin Ze Ortrünen kemenäte CliLZ wazzer tragen hieze), gewöhnliche Arbeiten
verrichten (1005: Die mit grözen eren herzoginnen Weeren, Die niuosten gern win-
den, si säßen sit in ungevüegen swmren; 1006: Sinnliche niuosten spinnen und
bürsten ir den har (Flachs), Die von höhen dingen wären koinen dar, Und die
wol legen kunden golt in die siden Mit edelem gesteine, die niuosten smaehe ar-
beite liden).
3) Nib. ZÄp. 5, 6: Vier hundert swertdegene die solden tragen kleit Mit dem
jungen künege; vil manec schoeniu meit Mit werke was unmüezec, wende si in
wären holt: Vil der edelen steine die irowen leiten in daz golt; 7: Die si mit por-
ten wolden würken üf ir wät Den stolzen swertdegenen; p. 11, 3: D6 säzen schoene
frouwen naht unde tac: Lützel deheiner muoze ir deheiniu phlac, Unze si geworh-
ten die Sifrides wärt; p. 40, 1: Dö wart üz der valde guoter waete vil genomen; 2:
Durch ir kinde liebe hiez si (Uotc) dö sniden kleit: De mit wart gezieret vil
vrouwen und inrinec meit Und vil der jungen recken üz Burgonden lant, Dä Wart
ouch vil der vremden bereitet herlich geweint. Als die Helden nach Islant ziehen,
sagt Ki-imhilt p. 55, 3: Nu heizet uns her tragen Gestein üf den Schilden, sö machen
wir diu kleit; 6: Dö hiez ir juncfrouwen drizec meide gen Uz ir kemenäten
Kriemhilt diu künegin: Die vil werkspeehen ze künste heten grözeil sin; 7: Aller
hande siden und wiz sö der sne, Von Zazainanc dem lande grüen ulsö der kle,
Dar in si leiten steine: des wurden guotiu kleit. Selbe sneit si Krienihilt, diu
vil minnecliche meit.