Ritterschlag.
147
auf Erden und nach diesem Leben die ewige Ruhe dir verdienst."
Darauf legte der Herr Cardinal die gefalteten Hände (conjunctas manus)
des Knappen in ein Messbuch auf das verlesene Evangelium und
sprach: „Willst du in Gottes Namen den Ritterorden demüthig em-
pfangen und die dir wörtlich erklärte Regel nach deinem besten
Können erfüllen?" Es antwortete der Knappezt „lch will es." Der Herr
Cardinal aber gab darauf dem Knappen folgendes Gelübde, das dieser
Knappe vor Allen folgendermassen verlas: „lch Wilhelm, Fürst der
holländischen Ritterschaft, des heiligen Reiches Lehnsmann, gelobe
eidlich in Gegenwart des Herrn Petrus, Cardinals in S. Giorgio in
Velabro und apostolischen Gesandten, bei diesem hochheiligen Evan-
gelium, das ich mit der Hand berühre, die Gesetze des Ritterordens zu
beobachten." Darauf erwiderte der Cardinal: "Dies demüthige Gelöb-
niss verhelfe dir zur wahren Vergebung deiner Sünden. Amen."
Darauf gab der König von Böhmen dem Knappen einen Schlag
auf den Hals und sprach: „Zur Ehre des allmächtigen Gottes mache
ich dich zum Ritter und nehme dich mit Freuden in unsere Gesell-
schaft auf, und gedenke, dass der Welt Heiland für dich vor dem
Hohenpriester Annas geohrfeigt und verspottet, vor Herodes mit dem
Königsmantel bekleidet und verhöhnt und vor aller Welt nackt und
wund ans Kreuz gehängt worden ist. Seiner Schmach zu gedenken
rede ich dir zu, sein Kreuz auf dich zu nehmen rathe ich dir, seinen
Tod auch zu rächen ermahne ich dich."
Nachdenr diese Feierlichkeiten vorüber Waren, turnierte der junge
Ritter unter dem Schall der Posaunen, dem Klange der Glocken, dem
Lärm der Pauken dreimal gegen den Sohn des Königs von Böhmen und
beendete darauf durch ein Gefecht mit blanken Schwertern seine Lauf-
bahn als Knappe. Dann feierte er ein dreitägiges Hoffest und bewies
allen den Grossen durch freigebige Spenden seine noblen Gesinnungenl)"
Die alte englische Sitte ist noch viel einfacher. Als Gottfried
Plantagenet von Heinrich I. zum Ritter gemacht Wird, nimmt er nur
ein Bad, Wird prächtig angekleidet, mit den Waffen beschenkt und
beginnt sodann sogleich das "Waffenspiel 2). Der Gebrauch, den zur
Ritterweihe bestimmten Knappen die Stirnhaare zu scheeren, wird auf
1) Wilhelmi regis constitutiones; electio regia. M. G. Legg. II, 363.
2) Johannis (Turonensis) monachi maioris monasterii historia Gaufredi ducis
Normannorum (Bouquet, Recueil XII, 521): Illucescente die altera bahleorlm usus,
ut tyrocinii suscipiendi consuetudo expostulat, paratus est. Comperto
rex a cubiculariis, quod Andegavensis et qui cum eo venemnt, ascendissent de
10a"