Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Leibesübungen. 
Kampfweise. Wenn der König in der Nähe ist, kommen auch die 
meisten Hofleute, und die jungen Männer vom Hause der Bischöfe, 
der Rathsherren, der Barone, die noch nicht den ritterlichen Schwert- 
gurt erhalten haben, um zu fechten. Jeden einzelnen entflammt die 
Hoffnung auf den Sieg; die Pferde, wild geworden, wiehern sich an, 
es zittern ihre Glieder, sie zerren (mandunt) am Zügel; ungeduldig 
über den Verzug können sie auf ihrem Platze nicht stillstehen; Wenn 
sie dann „das Feld erschüttern mit dröhnendem Hufschlag", dann agen 
in getheilten Zügen die jugendlichen Reiter den Voraneilenden nach und 
erreichen sie nicht; die verfolgen ihre Genossen, werfen sie aus dem 
Sattel und fliegen vorbei. An den Ostertagen werden gleichsam Schiffs- 
kämpfe aufgeführt: an einen mitten im Flusse stehenden Baum wird 
ein Schild sorgfältig befestigt; in einem Schiffe, das durch vieler Ruderer 
Kraft und durch des Flusses Strömung schnell bewegt wird, steht 
hoch auf der Schiffsspitze ein Jüngling, der mit der Lanze den Schild 
treffen soll; wenn er auf dem Schilde die Lanze bricht und unbewegt 
stehen bleibt, dann hat er seinen Zweck erreicht, seinen Wunsch er- 
füllt; wenn er aber ohne die Lanze zu brechen stark anrennt, so wird 
er in den Fluss geschleudert, das Schiff, durch seine Bewegung ge- 
trieben, geht vorüber. Es sind jedoch auf jeder Seite des Schildes zwei 
Schiffe stationirt und in ihnen mehrere Jünglinge, den unglücklichen 
Kämpfer, der ins Wasser gefallen, zu retten, sobald er das erste Mal 
auftaucht oder eine Blase seine Lage im Wasser verrathen. Auf den 
Brücken, auf Söllern am Flüsse stehen die Zuschauer, sehr bereit zum 
Lachen. (Es ist dies Spiel die Wasserquintaine; vgl. Strutt, Sports 
and Pastimes, Pl. X.) An Festtagen üben sich den ganzen Sommer 
hindurch die Jünglinge im Bogenschiessen, Laufen, Springen, Ringen, 
Steinwerfen, Speerschleudern, Fechten, der Mädchen Cither führt die 
Reigen bis der Mond erscheint, es wird mit „fröhliche1n Tanzesschritt 
gestampft die Erde  Im Winter kämpfen fast alle Festtage vor dem 
Essen entweder schäumende Keiler um ihre Köpfe, oder Eber, mit 
leuchtenden Hauern ausgerüstet, um Speckseiten, oder gehörnte fette 
Stiere oder gräuliche Bären kämpfen mit Hunden, die gegen sie ge- 
hetzt werden. Wenn jener grosse Teich, der auf der Nordseite die 
Mauern der Stadt bespült, gefroren ist, dann eilen dichte Schaaren 
v_on Jünglingen zum Spiele auf das Eis: die einen schlüpfen, indem 
sie im Anlauf eine schnellere Bewegung gewonnen haben, nachdem 
der Abstand in Fussen bestimmt, dadurch, daSS Sie die andere Seite 
vorstrecken, ein weites Stück durch; die anderen machen sich gewisser- 
massen grosse Mühlsteine aus Eis zum Sitzen zurecht, den einen Reiter
	        
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