Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Quintaine. 
Messerwerfen. 
halten 1) und fest im Sattel bei dem Anprall des Gegners zu bleiben. 
Wie man in Deutschland die Uebung im Gebrauch der Lanze erwarb, 
ist nicht zu ermitteln; es scheint, dass man von Anfang an mit stumpfen 
Waifen einem lebendigen Gegner gegenübertrzit 2); in Frankreich übte 
man sich an der Quintaine. Es werden starke Pfähle in die Erde ein- 
gerammt und ein Panzer und Schild an dieselben befestigt 3); es galt 
nun, geschickt mit der Lanze diesen fingirten Gegner so zu treffen, 
dass dessen Schild und Harnisch durchbohrt, wenn möglich samt den 
Pfählen zu Boden geworfen wurde. Auch wurde der Knabe, sobald 
er des Waffenhandwerks einigermassen kundig war, angehalten, mit 
einer Schaar gewappneter Lanzenreiter gemeinsam zu kämpfen 4), mit 
ihr zu manövriren. Das ist der "Buhurt", von dem ich später noch 
eingehender zu handeln haben Werde. 
Seltener wird der Uebung i1n Messerwerfen gedacht. Es ist dies 
ein gefährliches Waffenspiel 5), das im Ernst nur zum Zweikampf auf 
Leben und Tod angewendet wird. Die beiden Gegner hatten jeder 
ein, zwei oder drei Messer und einen kleinen Schild zum Parieren; 
die Hauptsache war, dem Wurfe durch Sprünge auszuweichen, dabei 
aber immer den angewiesenen Platz zu behaupten G). Es erfordert 
1) Gurnemanz de Graharz sagt zu dem unerfahrenen Parzival (Parz. 173, 15): 
Ich hau beschouwet manege want, Da ich den schilt baz hangen vant, Denner iu 
ze halse taete, und bei Ohrestien de Troies lehrt derselbe Gornemans de Gohort 
dem Perceval (Perc. 2631) Coment il doit son escu prendre; -I- petit le fait avant 
pendre Tant c'al col del ceval se goint. 
2) Cf. Parz. 174, 10. 
3) Elie de Saint Gille 69: Enmi ces pres sor 1a riviere large Une quintaine 
metrai sor -ij- estaces Et s'i aura -ij- escus de Navaire Et -j- auberc dont tenans 
ert 1a maille Et s'i feras -j- cop par uaselage.  Ich komme später auf dies be- 
liebte Ritterspiel zurück. 
4) Wigal. p. 36, 30: Aller hande riter spil Lerten in die riter vil, Buhurdiren 
unde stechen, Diu starken sper zebrechen, Schirmen unde schiezen. 
5) Galagandreiz fordert den Lanzelet, der ohne seine Einwilligung seine 
Tochter beschlafen hat, zum Zweikampf. Lanz. 1119: Wan er zwei scharpfiu 
mezzer truoc, Spizzic unde lanc genuoc Und zweene buggelwre; 1123: Diu mezzer 
beidenthalben sniten. 
6) Wolfdietrich lernt bei Berhtunc von Meran die Würfe und Sprünge. Gr. 
Wolfd. 334 ff.  Gr. Wolfdietr. 1184: Umb daz min gerihte ist ez also getan; 
Wir müsen in zwein hemden uf zwen stülen stan, Die sint durchgozzen 111it blie 
uf dri stecken smal, Daz uns die füsze beide gend über einander hin zu tal. 1185; 
Driu vil scharfü messer Werdent dir zu hant geleit Und ein buckelere kum einer 
hende breit. Und rurestu die erde, merkwaz ich dir sage, Also gros als umb ein 
har, man schlecht dir daz hopt abe.  Der Heide Belian fordert (1206) Wolfdietrich 
auf, den linken Fuss zu hüten; W. springt klafterhoch. Als der Heide nach dem 
Herzen mit dem dritten Messer „daz ist geschliffen uf dri ecke unde heiszet der 
dot" wirft (1217) pariert W. mit dem Buckler und erlegt dann seinen Gegner (1235). 
	        
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