Wissenschaftliche Bildung.
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und Federinesser in einem Schreibzeug (afr. escritoire; mlat. scrip-
tionale) immer bei sich 1).
S0 weit ist die wissenschaftliche Erziehung der Knaben und
Mädchen im wesentlichen dieselbe. Sollten die Knaben dagegen eine
bevorzugte Stellung dereinst einnehmen, Landesfürsten werden, so
mussten sie wohl noch etwas mehr lernen, eine Idee von den Kennt-
nissen ihrer Zeit auf dem Gebiete der Kosniographie sich erwerben 2),
vor allem das Recht und das Rechtsprechen ihres Landes gründlich
kennen lernen 3). Begnügten sich die Eltern nicht mit dem, was an-
genommene Lehrer dem Knaben beibringen konnten 4), dann schickten
sie dieselben in Begleitung des Hofineisters zu berühmten Lehrern,
die sie in den sieben freien Künsten unterrichteten. So wird Lucemiens,
als er das siebente Jahr erreicht hat, nach Rom gesendet und dort
der Schule des Virgil anvertraut. Der Unterricht dauerte sieben Jahre;
die Kinder sassen während der Schulstunden auf der Erde vor dem
Lehrer und lernten aus ihren Schulbüchern 5).
Die Erziehung wurde mit Strenge durchgeführt. Unarten, wider-
spänstigesWesen, Faulheit wurden durch tüchtige Schläge den Kindern
ausgetrieben G). Ein heranwachsender Recke fügte sich nicht so gut-
1) Les braies au cordelier 273. (Meon, Fahl. III, 177.)
2) Alexanderl. 214: Er lartin aller dinge zale Unde lnrtin a1 die wisheit, Wie
verre diu sunne von dem nmnen geit; Unde lartin oueh die Iist, WVie verre von
den wazzeren zo den himeien ist. Der meister, den er do gwan, Was Aristotiles
der Wise man, Der lartin alle di chundicheit, Wie der himel umbe g-eit Unde
stach ime die list in sinen gedanc Zerkennene daz gestirn unde einen ganc.
Aye d'Avign0n p. 78: Ii rois T2. fet alarendre de tot son errement Et dbsches et
de tables, de ce set il forment Et du cours de estoiles et du t-rone. tornant.
3) Alexanderl. 245: Der sehste bestunt in mit grozer Witzen Unde lartin ze
dinge sitzen Unde lartin, wie er daz irdehte, Wie er von dem unrehten Besehiede
daz rehte Und wie er lantreht bescheiden kunde Allen den er is gunde. 'l'r0j.
17974: Er hete von lztntrehte Gelernet an der schrifte gnuoc.
4) In der Anm. zu Ordericus Vitalis I. XIII, e. 9 erwähnt Le Prevost, dass
um 1060 Raturirls consiliztrius Infantis (Roberti (Iucis Norm. T 1134) und ein 'l'0t-
boldus gramaticas vorkömmt; später wird Hilgericus magister pueri erwähnt.
1222 luilgeit nach Jerusalem Philippus de Albeneio „n1i1es strenuus regisquo
Anglorum (Henrici III.) magister et eruditor fidelissiinus." Matth. Par. 1246 1'
„quidam nobilis de propria rcgis hunilia, videlicet Hugo Gitfzmlus iiliorum regis
paedagogus." Matth. Paris.
5) Dolopathos p. 43. 65. 48: Li enfimt de maint haut baren Devant 111i ä.
terre seoient, Qui ses lazri-oles entendoient, Et chascun son livre tenoit Einssi
eomme il les enseignoit.
6) Mai u. BGiLÜ. p. 195, 11: Uf ere ez gezogen wart Und doch niht sere ver-
zart, Als man etlicher kinder pfiigt, AnA den man zühte sich bewigt. Swer {m0
vorhte und äne zuht Wchset, d-Et nimt Ere vluht, Und alten ouch im ere, Swer