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Hofm:
Dame an, die sich ausschliesslich deren Beaufsichtigung und Unter-
weisung widmen musste (meisterinne, magezogin) 1). Die Hofmeister
hatten die Kinder vom Morgen bis zum Abend zu überwachen, in den
guten Sitten zu unterweisen und vor Uebermass im Essen etc. zu be-
wahren 2). Während die Knaben, sobald ihre Erziehung vollendet war,
der Zucht ihrer Hofmeister entwuchsen, behielten die Mädchen ihre
Meisterinnen meistentheils bis zu ihrer Vermählung; in den Romanen
unterstützen diese Tugendwächterinnen in der Regel dieLiebesintriguen
ihrer Pflegebefohlenen 3).
Die religiöse Erziehung der Kinder wurde natürlich nicht ver-
nachlässigt, besonders wurde denselben Ehrfurcht vor den Priestern
eingeschärfti). Eigenthümlich erscheint es, dass Gui de Mayence sei-
nem Sohne Doon, der zum Kampfe auszieht, zwar Achtung vor den
Geistlichen ans Herz legt, jedoch hinzufügt: "aber lasse ihnen von
deinem Gute so Wenig wie möglich; je mehr sie von dem Deinigen
erhalten, desto mehr wirst du verspottet werdenw). Die Mädchen
DCCIII. Heinrich I. von lüngletnd übergiebt den Sohn seines gefangenen Bru-
ders Robert von der Normandie, den Guilelnius Clito, zur Erziehung dem Helias
de Sztncto Sidonio (Helie de Snint-Saens). Ordericus Vitalis 1. XI, e. 20. Ibid.
l. XI, o. 36 wird Helias der puedagogus Infantis genannt. Cf. l. XII, c. 34.
1) Sztlonio u. Morolf 3180: Die der juncfntuwen ezuehtmeister was Die hiez
dar dragen eyne11 stul. Troj. 8946: si (Mödeit) rief ir ineisterinne Der a1 ir
tougenheit was kunt. Lanceloet I, 35496: hure nlestersen.
2) Künik Tirol (HMS. I, 8) 44: Zuhtnieister, nim dins herren war, Dztz er mit
rehten siten var, Mit holde reinen habe jage, Sin spise er niht ze Winkel trage,
Vor trunkenheit er sich bewar, Daz er die gite lztze. Doon p. S: Le mestre als
enfans en n 0 luy mene Qui les enfans gardoit s'ot ehaseilns doctrine.
Rom. des 7 suges 347: De nlaison li bztille un maistre, Qui tous jors li sem
ztdestre, Ki zu escole le meura, De trop nmngier le grtrdern, A lui aprendre zt pur-
ler Et gentil homme a honerer Et 0d lui sera a-u couchier Et au vestir a cauchier.
3) Die Meisterin der schönen Tytomie, der Geliebten des Meleranz, ist ihre
Vertraute. Meleranz 530.
4) Berthold v. Regensburg, Pred. I, 44: Ez selten des kindes totten daz kint
den gelouben und daz petter noster leren, sö ez sihen jär alt würde, wenn sie sint
ez im schuldic, wan sie sint geistliche Vater unde muoter. Sie sullent sprechen
zu sinem Vater oder muoter gevztter, ir sult niir minen totten daz pater noster
unde den glouben leren, oder ir lät in zuo mir gän: sö lere ich ezf Gr. Wolf-
dietr. 263: Man lerte die dri fursten lop reinen frowen geben, Grotte gerne dienen
unt eren priesters leben; Der cristenheit geloube sie geleret wart; Dez schuf ir
Werder vatter und ouch ir liebe lnutter zart. Virginal 361, 4: Ich (Irlildebrant)
lerte in (Dietrich) eren priesters leben, Lop den reinen vroilwen geben, Schach-
zaloel ziehen, schirmen. Ich lerte in eren riterschaft.
5) Doon p. 75:" Honnore tous les elercs et bel leur porteras; Mais lesse leur
du bien le moins que tu laourras. Quant plus aront du tien, plus gabez en seras,