Kindcrspiele.
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sich aushöhlten1), Ballspiele 2), das Schnellen von Ringen 3), Kreisel-
treiben 4), Schaukeln 5), Haschen U), alle diese Spiele wurden von den
Kindern geliebt. Oder sie bauten sich Häuschen, spielten par oder
unpar, spannten Mäuse an ihre Puppenwagen 7), massen unter einander
ihre Leibeslänge S), und gingen im Sommer baden U), im Walde Blumen
und Erdbeeren suchenm). Verwöhnt Wurden die Kinder jedenfalls
nicht. Nur einmal habe ich ein complicirteres Spielzeug erwähnt
gefunden und da handelt es sich auch nur um kleine aus Holz ge-
schnitzte und bunt bemalte Vögel").
Die Erziehung der Kindern) begann, wie schon oben bemerkt
wurde, mit dem siebenten Jahre. Es kam Weniger darauf an, ihnen
eine Wissenschaftliche Bildung zu geben, als sie geschickt zu machen,
ihren Beruf einmal gut zu erfüllen, und dazu gehörte vor allem ein
höfisches Betragen. Alles was wir heute als „feine Bildung" be-
zeichnen, fasste man damals unter dem Namen höveschheit, courtoisie
zusammen. Am Hofe der Könige War die feinste Sitte zu Hause;
1) Renner 11385: Sie liegent hie rehte als die kint Die grüblein graben an
der stmzzen.
2) Guill. d'Or:mge V, 7537: D'une pelote nos jouames assez. Alexunderl.
1311: Daz er mit anderen kinden Des balles spilen ginge.
3) Parz. 368, 10: Ame hove er sin tohter vant Und des buregriuven tohterlin:
Diu zwei snalten vingerlin. Willeh. 327, 3: Als ein kint daz snellet vingerlin.
Item in Iudo zuniulorum et quolibet alio ludo spem vineendi et lucraindi in Deo po-
nebzxt Item in ludo annulorum et de quolibet alio luero suo dabat decimam pau-
peribus puellulis, cum quibus ludelmt. (De dictis IV ancill. S. Elis, 'l'est. Juttue.)
4) Parz. 150, 16: Hie helt diu geisel, derb der topf, Lätz kint in umbe triben.
'I'ihur. 1642: Fluczet wazzer gedrcte So darz sieh uf einem yse mit geiselslegc ein topf
versoumet hete. Nitlmrt LXXVII, 4 (HMS. III, 2-10): daz er uf dem enger vor mir
sweibelt als ein topf; XII, 17 (HMS. III, 312): und er umbe liefe als ein gedraeter topf.
5) Perz. 181, 7: Seht wie kint üf schocken varn Die man schoekes niht wil
spann. Nith. XCVI, 2 (HMS. III, 261): Si reite mit dem kinde uf dem Seile.
6) H. Elis. 710: Wanne die kindcr hatten spil Die ir genieze waren An zule
dere und an jaren Si liz sich jagen unde floeh, lr wee si gein der kirchen zoeh.
Cf. Test. Jllttzre.
7) Renner 2736: Rite ein grau man uf und ab Mit eleinen kinden uf einem
starb, Und spilte gerade und ungerade Und ging mit in ze warzzei: linde Und hülfe
in machen heüslein Und pünde zwei eleincu meüslin An ein wegenlin mit in, S0
sprechen wir: seht wie tunnnen sin Der alte hat.
'8) H. Elis. 738: Si spraeh ,ei laut unz mezzen, Welch von uns lenger muge
sinf Sus mazen sich die mugedin, Welche die lengest were.
9) Cf. Anm. 7.
10) Meister Alexander V. HIVIS. III, 30.
11) Dolopathos p. 218: Si voit viel home ki porte Ä vendre petiz Oigglöz
De fust, seur blans bastoneelez Colorez et bien entailliez.
12) Vgl. Karl S. Just, zur Pädagogik des Mittelalters (in W. Reinfs Pädag.
Studien, Heft 6, Eisenach [1876]).