Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Kinderspielzeug. 
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entbehren könne 1). Vor dem siebenten Jahre durften die Kinder auch 
nicht am Tische ihres Vaters erscheinen 2); da die vornehmen Herren 
jener Zeit ja immer mit zahlreichen Gästen und Dienern gemeinsam 
speisten, so wäre die Anwesenheit kleiner Kinder nur störend gewesen. 
Schon Hugo von Triniberg klagt übrigens, dass die Kinder seiner 
Zeit unartiger sind, als sie früher gewesen. 3)  
Der Kinderspiele wird nur selten von den Dichtern gedacht. Die 
Mädchen spielten 111it Puppen (tockenß), die sie prächtig anputzten 5). 
Ob die Knaben auch ähnliches Spielzeug gehabt, wird nicht erwähnt, 
ist aber wahrscheinlich; in den Miniaturen des Hortus deliciaruni der 
Herrad von Landsberg kommt ein Bild vor (s. Fig. 36), das zwei 
Knaben darstellt, Welche zwei geharnisclite Glieder-Puppen durch 
Schnüre bewegen und mit einander fechten lassenß). Allerdings könnten 
diese Figuren auch Marionetten sein, da die Beischrift der Miniatur 
aludus inonstroruni" lautet, indessen im Weisskunig (Wien 1775. 
Taf. 15) spielt der junge Erzherzog Maximilian mit ganz ähnlichen, 
1) Im, Curnu du Sililltß Paduyc, Menroires sur lkuuricnnc (rhcvzdcric (P2112175?!) 
11. 33. 
2) Dolopathos p. 42: Coustumc icrt ancicirenient Sinns genfis hoins  fils 
(Yust Ou -j- rois,  ncl' rcniöust Dcvmrt ßvij- ans de Sib norrice; Por mal lo tenist 
mit por vice Que (levzmt -vij- uns le vöist Ä table oü ccs pizres söist. 
3) Renner 12570: S0 vrileirt cleiiriu kindcr sahen Fremde leute, die bcgondcn 
jzuhen Und verbürgen sich hinder die tor, So laulfcnt sie nu laelblich hervor Und 
Spotten der leute mit SClIELlkGS siten. 
4) Lzunbertus Ardonsis, Hist. C0111. Ard. et Ghisn. a. CXXXIV: Uxor 1111110111 cius 
(AlTlOhli (lomini Ardensis) Petronilla, iuvenculn ciuidcnr D00 placita. sinlplcx ernt 
et timens Deum et vel in ecclesia Deo seduhuu exhibebat officimmi vel inter pucl- 
las puerilibus iocis et choreis et his similihus ludis et pop peis smepius 0st iuve- 
nilem appliczmbat animuln. Plerumque eüiztin in cstate nimia nimium anilni sim- 
plicitate et corporis levitute agimta in vivmrium usque ad solaun interulanr sive 
czunisiaun reiectis vestibns non tam lewmnhu vel balncanda quam refrigeranda vel 
ccrtc spzmcianda per vias et meatus nquarunr hic illic prona ilando, nunc Süpillkb 
nunc suh aquis occultuta, nunc super üqUiLS nive nitidior vel (zamisia. sua nitidis- 
sinra sicca, ostcntata, 00mm inilitibns nichilonrinus 1111x1111 lmellis se diinisit et de- 
scendit.  Pzmrz. 372, 15: Des burcgriwen t-ohterlin Diu sprach ,nu saget mir frouwe 
min, Wes habt ir im ze gebne wän? Sit duz wir niht wan hocken hin!  K]. 
Tit. 30: Daz kint sprach Jiebez voterlin, nu heiz mir gewinnen Min schrin vollen 
tocken, SWEDJIG ich zuo miner nruome var von hinnen."  Tit. 1370: da. szueh 1mm 
in verwapent ritter zocken Fur in den satel sin, alsam die kinder spielent mit 
den hocken.   655. 697. 1548. Virginal 203, 9. 
'5) Willeh. 33, 22: D51 kom der sunnen widerglast In mangem wäpenrocko. 
Miner tohter tocke Ist unnäh so schoene: Dä. mit ich si niht huene.  Eine Pup- 
benwiege (tockenwiegel) erwähnt Nithart 52, 9 (Mhd. Wtb. 3, 641).  
6) Engelhardt, Herrad v. Limdsberg, Taf. V.
	        
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