Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

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Taufe. 
vertauscht wurde  Die Taufe geschah nach dem kirchlichen Ritus, 
dass ausserdem dem Täufling etwas Salz in den Mund gelegt wurde, 
er die Oelung zwischen den Schultern und auf der Brust empüng und 
endlich auf dem Scheitel mit heiligem Chrysam gesalbt wurde 2). Üin 
diese Salbung zu schützen, wurde dem Tiiufling der kresmenhuot oder 
westerhuot aufgesetzt  Gewöhnlich wohnten wohl die Eltern der 
Taufe ihrer Kinder bei 4) und sie sind es auch, die dem Kincle den 
einen Namen, den es sein Leben hindurch führen sollte, gaben 5). 
Zur Taufe wurden nun noch Pathenö) gebeten; Bruder Berthold 
von Regensburg tadelt schon den Luxus, den die Leute trieben, 
indem sie bis zwölf Gevattern einluden7). Uebrigens war es Sitte, 
dass die Pathen bald nach der Taufe ihr Pathchen beschenkten, und 
auch die Amme erhielt ein Geschenk, damit sie das Kind um so 
besser pflege S). 
Vornehme Damen säugten nämlich sehr selten ihre Kinder selbst, 
sondern nahmen gewöhnlich Amrnen an (s.Fig. 35 nach Quieherat, Histoire 
du Costume p. 185). Aermere Frauen, die eine Amme nicht bezahlen 
konnten, zogen ihre Kinder mit Kuhmilch, die sie durch ein durch- 
1) UvdTürl. H. 
der reinen an. 
WVilh. 
Demnach 
eyn 
westerhemde 11er 
113.111 
Und zoch 
2) Robert le dizuble (ohne Pziginirung und Vermählung): Quant li enfes 01 pris 
baptesme Et seil et oile et eve et cresme Dont li fait norichos venir por alaitier 
et por norir.  Vgl. Wotzer u. Weite, Kirchenlexicon X, 668, Taufe. 
3) Kuiserchron. 10393: Er toufte si (Helenä) In nomine patris et Hlii et spi- 
ritus sancti, Er sazte ir üf den kreslnenhuof, Und gup ir gotes lichzunen unde 
sin bluot.  Berthold, Pred. T, p. 32: sö Wi] man ez üf schieben, um. dm man 
im einen Westerhuot gemachet, der gar waehe si. 
4) Anne Leute, Fischer: Gregorius 938: Daz kint er (der Vater) an den arm 
1mm; Sin wip gie im allez mite Nämch geburtlicheln sito.  Gr. Wolfdietr. 221: 
D0 zu dem toufe ward bereit daz kleine kindelin, D0 volget im also schöne der 
kunig und die kunigin Darzu rittcr und knechte und die junge kunigin. 
5) GvStr. Trist. p. 51, 14: N11 duz ein troufmre Alles dinges was bereit, Nfuch 
touüicher gewonheit Er vrägete umb daz kindelin, Wie sin nzune solde sin. Diu 
höfsche marschalkin gie dem Und sprach vil tougenliche ir man Und vrfmget in 
wie er wolde, Daz man ez nennen solde. 
6) tote: Lohengr. 943. 992. 
7) Berthold, Pred. I, p. 32: Ex Wellent eteliche zwelf gevatern haben zuo 
einem kinde, cteliche niune, eteliche sibcne, eteliehe fnnfe. An eime hästü gna- 
gnuoc, an zwein gar vil, im drin gar unde gar ze vil.  
8) Gr. Wolfdietr. 223: Dem kind gab hundert marke der gra-f Wülfin, D0 
gab im also vil von Galitze die markgrefin, Samt Jorge gap im funfhundert und 
der amme ein vingerlin, Daz sie dester gernor ziigu den liuben göten sin.
	        
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