VIII
Vorrede.
Geschichtsschreibern überliefert wird; versuchen wir, die Angaben der
einen durch die Abbildungen der andern zu ergänzen und zu con-
troliren, dann werden wir Wenigstens das Resultat erzielen, das unter
den schwierigen Umständen zu erreichen überhaupt möglich ist. Dies
ist das Ziel, das ich mir gesteckt habe; dies und kein andres habe
ich bei meiner Arbeit im Auge gehabt.
Jedoch einzig und allein diese Untersuchungen zu veröffentlichen
schien mir nicht hinreichend. Es musste doch auch die Bestimmung
eines jeden Kunstgegenstandes erörtert werden; mancherlei Notizen
boten sich bei der Lecture der Quellenschriften, die für die Inter-
pretation mittelalterlicher Kunstwerke sich wohl verwenden liessen;
der Gedanke, dass nicht so bald wieder einer eine jahrelange Arbeit
auf die Durcharbeitung meines Quellenmaterials verwenden werde,
bewog mich, auch Manches zu excerpiren, was n1it meinem Zwecke
in keiner unmittelbaren Verbindung stand: so haufte sich der ange-
sammelte Stolf, und es erweiterte sich damit auch der Rahmen
meiner Darstellung. Es erschien mir eine übel angebrachte Zurück-
haltung, alles das auszuscheiden, was nicht streng mit meinem Thema
zilsammenhing; ich meinte, dass wenigstens das gebotene Material auch
anderen Forschern als meinen speciellen F achgenossen willkommen
sein würde. So ist eine Darstellung des höfischen Lebens des zwölften
und dreizehnten Jahrhunderts entstanden. Vielleicht ist es mir da-
durch gelungen, auch denen, welche sich mit den Denkmälern der
mittelalterlichen Literatur, mit der politischen Geschichte dieser Zeit
beschäftigen, einiges Brauchbare zu bieten.
Wenn ich mich darauf beschränke, nur das Leben der höfischen
Kreise in einer bestimmt abgegrenzten Periode, die etwa von 1150 bis
1300 reicht, zu schildern, so waren dafür verschiedene Gründe mass-
gebend. Zunächst die Beschaifenheit der zu Gebote stehenden Quellen.
Wollten wir allein in denWerken der gleichzeitigen Geschichtsschreiber
nach Mittheilungen suchen, die für unsre Zwecke brauchbar und
geeignet sind, wir würden eine gar geringe Ausbeute erzielen; gerade
diese Chronisten und Annalisten, mit ihrer grossen und ernsten Auf-
gabe ganz beschäftigt, verweilen bei der Schilderung des Volkslebens
nur höchst selten; sie setzen Vieles bei ihren Lesern und Hörern als
bekannt voraus und halten sich nicht damit auf, Allbekanntes zu
schildern und auszumalen. Eine viel wichtigere Quelle haben wir