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Entbindung.
Den Freunden wurde gleichfalls durch Boten die Geburt des
Kindes angezeigt i). Heinrich lll. von England schickte an alle Grossen
Botschaften, ihnen die Geburt seines Sohnes Edward zu melden, und
war sehr ungehalten, wenn die Herren die Ehre, die er ihnen erwies,
nicht gehörig würdigten, den Boten freigebig beschenkten. Er fragte
seine Abgesandten, als sie zum Hofe zurückgekehrt waren, was sie
von den Herren erhalten; erschien ihm das Geschenk nicht angemessen,
so mussten sie es zurückgeben und der König bestand darauf, dass
ihnen ein kostbareres verehrt wurde. Man spottete darüber und sagte:
Gott hat uns das Kind geschenkt; der König aber verkauft es (Matth.
Paris. ad a. 1239).
Das Wochenbett 2) war mit Vorhängen versehen 3), Hebammen
leisteten der Gebärenden I-Iülfet). Viel beistehen konnten sie der
Wöchnerin schwerlich und in schwierigen Fällen musste entweder die
Natur sich selbst helfen, oder der Tod erfolgte. Die Entbindungskunst
ist noch weit zurück, wie das bekannte, gewöhnlich dem Albertus
Magnus zugeschriebene Werk de secretis mulierum beweist. IIII
äussersten Nothfalle nahm man zu einem wunderthätigen Heiligen-
bilde seine Zuflucht. In Burtscheid gab es ein Bild des h. Nicolaus,
das den Kreissenden zur schnellen Entbindung verhalt"), wie ja
heute noch der s. Bambino in Araceli zu Rom eine solche Wunder-
kraft haben soll. Die Königin Constanze von Frankreich, die Gemahlin
Ludwigs VII, starb 1152, rlachdem sie eine Tochter Adelaidis geboren
(Hist. Ludov. VII. Regis. Duchesne IV, 415). 1241 starb Isabella,
die Gemahlin Kaiser Friedrichs II. und Schwester Heinrichs III. von
England, im Wochenbett (Matth. Paris). Auch die Mutter des Tristan,
1) Alexins A. 147: Die boten sich niht sfunden, Dez hüs si balde rümclen,
Ze den mägen gunclens gähen, Die si vil gerne sähen, Näch (leme boten bröt etc.
2) H. Elisabeth 2370: Wo arme vrouwen inne kinclelbettes lagen. Cf. S279.
3) Philipp I. von Frankreich sagt scherzend von seinem Gegner Wilhelm dem
Eroberer, der 1087 zu Rouen krank lag, er halte zu lange Wochen. „Ke lunges
geseit en gesine Come feme fet en eortine." Rom. de Rou 14191. Elie de St.
Gille 910: Ensi encortines comme feme en gesine.
4) Wernher von Tegernsee, Marienleben p. 174: Daz er sinen fliz Wzmte Heve-
ammen ze bringen.
5) Tempore quodam cum ad domum cuiusclzun honestae lnafronae in paatu
laborantis filisset deportata. et contra. eam ad parietem snspensa, ea. horzu, qua
partum edidit, ne parientem quasi attencleret, eunctis qui aulemnt intuentibus
tßblllß S6 Vertit. Caesarius Heisterbacensis de Mirueulie VIII, 76.