Städte.
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von Fremden überfüllt. Aber zu schön dürfen wir uns eine solche
Stadt doch nicht vorstellen. Nur in den neugegründeten Orten sah
man darauf, dass die Strassen geradlinig angelegt wurden, dass grös-
sere Plätze frei blieben, sonst waren die Gassen schmal und krumm,
von Pflasterung war in der Regel nicht die Rede 1), bei Regenwetter
werden sie fast unpassirbar; der Fussgänger musste vorsichtig auf ein-
zelnen Steinen fortbalanciren und lief Gefahr bei edem Fehltritt in dem
bodenlosen Morast zu versinken i). Ja selbst für den Reiter war es dann
bedenklich eine solche Strasse zu passiren, da der aufspritzende Koth
seine Kleider verdarb, auch das Pferd leicht zu Falle kommen konnte 3).
Nimmt man dazu, dass es sehr wenig steinerne Häuser gab, dass der
grössere Theil derselben aus Holz, im besten Falle aus Bindwerk erbaut
war, dass die gewöhnliche Bedeckung aus Stroh und Schindeln bestand
und einer Feuersbrunst leicht die ganze Stadt zum Opfer fallen konnte,
So sieht man, dass wenigstens in dieser Hinsicht die moderne Zeit
doch so manche Vorzüge hat 4). An eine regelmässige Säuberung der
Strassen ist gar nicht zu denken; zog ein Fürst in eine Stadt ein, so
musste immer erst der Befehl gegeben werden, die Schmutzhziufen aus
den Strassen fortzuschaffen 1131 lief in der Vorstadt von Paris dem
Pferde, auf welchem Philipp, der fünfzehnj ährige Sohn Ludwigs des Dicken
spazieren ritt, ein Schwein in die Beine; der Prinz wurde abgeworfen und
starb am 13. October an den Verletzungen (Sugerius, Vita Ludovici Grossi).
1) 1229 zu Mantua „et incepta fiiit salegatia strataruirx et brolctc". Ann. Mant.
1242: Püasterung des Marktplatzes zu Verona. Amn Veron. Gauvain 1802:
Los rues estoient pavees De pesans grxes et de quartel Del borc aval dusqrfal castel.
2) H. Elisabeth 5086: Durch groze dufene hatte man (in Eisenach) In einer
engen gazzen Da hor sich muste vazzen Gesetzct wegcsteine.
3) Ich habe aus einem Breslauer Forinelbuche in dem Anzeiger f. Kunde deut-
scher Vorzeit 1875, 209 einen um 1350 geschriebenen Brief „de lutosa congerie in
Nurenburg" abdrucken lassen.
4) De rebus Alsaticis ineuntis saecilli xiijtii- Civitates Argentinensis et Basileensis
in niuris et aedificiis viles fuerunt, sed in (lomibus viliores. Domus fortes et bone
fencstrzis paucas et parvulzus habuerunt et hnnine caruerunt. Nobiles in villis
turres parvulas habuerunt, quas a, suis silnilibus vix defendere laotuerunt.
Ediücatio (Iomoruni cum gypso nonduin fuit in part-ibusAls-Imbie consucbudo, quia longo
tempore Post, videlicet anno 1290 in villa Türickheim, que est in Alsatia, ab incolis
invenitur gypsus; gypsus sive terra, de qua cementum paratur. Et terra, que margil
dicitur et per quam agri a rusticis impinguuntur, post annuin Domini 1200 reperitur.
5) Matth. Paris1239: (als derOnkel der englischen Königin, Thomas Grafvon Flan-
dern, n-ach London kommt) laraecepit (rex) civesLondinenses in adventir eins omncs trun-
cos et sterquilinia, lutum quoque et- omnia oiiendicula a plateis festinanter amoveri.
1254 (Heinrich III. v. Englandbesucht Ludwigd. Heil): (praecepit rexFranciae) districte
magnatibus terrae suae et civibus civitatum per quas dominus rex Anglorum foret
transitums, ut deposito luto, stipitibus et onini visus offendiculo ornare studeant etc.