Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Gruppirung der 
Baulichkeiten. 
Stadt herainvuchs, in der Handel und Gewerbe getrieben wurden. Die 
faltiger Kunst und Arbeit der Köche bereiteten Gerichte für den Tisch 
des Herrn hergerichtet. Hier wurden auch die Speisen für die Haus- 
genossen und Dienerschaft täglich zubereitet. lni oberen Geschosse 
waren Söller-Zimmer (solariorum diversoria), in Welchen die Söhne des 
Hausherrn, wenn sie wollten,.die Töchter des Hauses, weil es so 
erforderlich war, schliefen. Da waren die Wächter, welche das Haus be- 
wachten, untergebracht, und die stets bereiten Wachen, sobald sie sich 
zur Ruhe begeben konnten. Da waren Treppen und Corridore (meicula), 
die von Geschoss zu Geschoss führten, vom Hause zur Küche, von Kammer 
zu Kammer, desgleichen von dem Hause zur Loggia (in logium), welche 
gut und mit vollem Rechte so genannt Wird  denn hier pflegten sie zu 
ihrer Ergötzung zu sitzen und zu plaudern  von Logos, d. h. Rede, ab- 
geleitet. Dann von der Loggia in das Bethaus oder die Kapelle, die der 
Salomonischen Stiftshütte (tabernaculo) in Sculpturen und Gemälden ähn- 
lich war." Diese Beschreibung wird ergänzt durch die Abbildung des 
Schlosses zu Montargis, welche Androuet Ducerceaifs Werke „Les plus 
excellents bastimens de France (Paris 1576-79)" entnommen ist (Fig. 34). 
Wir haben da A das Thor, durch welches die Strasse von Paris, B das 
andere Thor, welches zur Strasse nach Orleans führt, C das Hauptthor, 
D ein zweites durch einen isolirten Thurm vertheidigtes Thor, E den 
Donjon, F den Verbindungsgang zu den Wohnräumen, G den Perron, 
H den Saalbau, l die Wohnung des Burgheirn, K die Wohnungen der 
Dienstleute, L die Kapelle, M die Ställe, N den Garten und O den Graben. 
So konnte eine Burg mit ihren mannigfachen Gebäuden, deren 
Gruppirung sich dem gegebenen Terrain anschloss, gewiss einen höchst 
malerischen Anblick darbieten. Wir müssen uns allerdings immer 
daran erinnern, dass die Berge, deren Spitzen sie krönten, nicht be- 
waldet waren, dass, um eine freie Umschau vom Wartthurm zu haben, 
gegen eine plötzliche Ueberrumpelung geschützt zu sein, alle Bäume 
und Gebüsche in der Nähe der Burg beseitigt werden mussten. Aber 
gerade dadurch kam das Bauwerk selbst viel mehr zur Geltung. 
Wohnlich aber nach unserem Geschmacke war eine solche Burg gewiss 
nicht. Wie mussten die Winterstürme in die hoch gelegenen Zimmer 
eindringen, die so mangelhaft gegen Wind und Wetter geschützt waren. 
Und dann die unwegsamen Strassen, die einen Verkehr bei schlechtem 
Wetter fast zur Unmöglichkeit machten. Einen Winter auf solch 
einem Schlosse zuzubringen, mag wenig Verlockendes gehabt haben. 
Angenehmer gestaltete sich das Leben der Burgbewohner, wenn 
unter dem Schutze des Schlosses sich Leute zinsiedelten, allmalig eine
	        
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