Schlosskapelle.
Schlosse eine Kapelle vorhanden gewesen. Gestattete es der Raum,
so wurde ein Einzelbau errichtet; so steht z. B. die Kapelle in Coucy
isolirt da, liegt jedoch nicht im inneren Beiestigungsbezirk Sonst
half man sich so gut es eben ging, und verlegte sie wo sich eben ein
schicklicher Platz fand z). So liegt im Schlosse Gelnhausen die Kapelle
über der Thorhalle, in der Wartburg im Palas nahe dem Saale. Die
Chornische liess man gern erkerartig über die Aussenwantl hervor-
treten und markirte dadurch die Lage der Kapelle. So in Landsberg
im Elsass. Häufig kommen nun Kapellen vor, welche in zwei Etagen
über einander erbaut sind. Ich erinnere an die Sainte-Chzrpelle zu
Paris, die Kapelle im erzbischöflichen Palast zu Reims; ähnlich ist
die romanische Kapelle auf der Kleinfeste zu Stein in Krain an-
gelegt 3) und es werden sich dieser Denkmale gewiss noch viele auf-
finden lassen. Diese Art der Doppelkapellen ist meines Erachtens
dazu bestimmt, dass in der oberen der Gottesdienst für die Herrschaft,
in der unteren der für die Dienersclnift abgehalten wurde. Sie stehen
durchaus mit einander in gar keiner Verbindung, sind vielmehr durch
feste Decken von einander getrennt. Ob eine solche Oommuniczrtion
in der romanischen Schlosskapelle zu Gösting bei Grätz in Steier-
1na1rk4), in der gothischen Kapelle zu Grünburg in Kärnten 7') vor-
handen war, ist nicht mehr mit Bestimmtheit zu sagen, da von (len
trennenden Balkendecken nur noch die Lageröiiiiuiigeli an den Wänden
erhalten sind. Jedenfalls aber hat auch da, wo eine vollständige
Trennung beider Etagen erzielt war, die untere zum Todtengottesdienst
gedient. Ich möchte, um in diese so viel bestrittene Frage etwas
Klarheit zu bringen"), zunächst auf zwei Belegstellen aufmerksam
machen, die, wie ich glaube, noch nicht Beachtung gefunden haben.
In den Gestis Abbatum Gemblacensium c. 36 wird erzählt, dass Abt
Olpertus von Gembloux (1012-48) „p0stea (d. l1. nach 1022) etiam
eonstructo duplici oratorio inferius in honore Johannis laaptistae et
evangelistae, superius in honore Michaelis archangeli et Stephani
prothonnirtyris ab eodem Raginardo (episc. Leodiensi) sollemniter
1) Vgl. Lzunberti Ardensis Hist. com. Ard. et Ghisn. c. LXXVI: Porro extra
(1011111111 zmte portam aedificii (castelli (Äähisncnsis) miro Iapidunl et Iignorum ta-
bulatu Salolnoniacae gloriae capellaln aedificavit.
2) Ibid. c. LXXVI: In exitu autem turris (mpud TOYDGIICIU) in tcstudine In.-
pidea capellaln inclusit.
3) Mitth. d. k. k. Conunission. XIV, p. XCI.
4) Mitth. d. k. k. Connnission. XVI. p. 46.
5) Mitth. d. k. k. Oonunission. II. p. 327.
6) S. die Litteratur bei Otte, Hdb. d. kirchlichen KunSt-Archäologieß p. 20.