Volltext: Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (Bd. 1)

Badestube. 
Schlosskapelle. 
der ganzen Baulichkeit ab. Einmal sind sie nahe an den Zinnen, 
ein anderes Mal dicht neben dem Thurme gelegen; Laune des Bau- 
herrn und fortificatorische Rücksichten waren da allein massgebend. 
Vorrathskeller mussten wohl auch zur lrlerfügung stehen  
Wie schon bemerkt, legte man grossen Werth auf warme Bäder. 
lch werde auf diese Sache später noch 1IUSfÜlIYllOlIOT eingehen und 
will hier nur der Badestuben gedenken, die in manchen Burgen sich 
vorfauiden. Gewöhnlich wurde das Bad in einer Wanne bereitet und 
dann die Wanne in das Zimmer getragen, in dem man zu baden 
wünschte. Zuweilen sind aber eigens dazu eingerichtete Stuben vo1'- 
handen. lm „ Herzog Ernst" wird uns ein solches Badezimmer be- 
schrieben: es ist mit grünem Marmor getäfelt, gewölbt, hat aber nicht 
ein Wasserbassin, sondern zum Baden sind zwei Wannen bestimmt, 
in welche warmes und kaltes Wasser hineingeleitet wurde. Ein 
Abzugscanal aus grünem Marmor lässt das überschüssige Wasser ab- 
fliessen; staut man ihn, so kann man die ganze Burg abspülen 2). 
Täglich die Messe zu hören, hatte, wie später dargelegt werden 
wird, der Knappe bei seiner Ritterweihe gelobt. Da war es denn 
nothwendig, dass in der Burg selbst eine Kapelle erbaut und ein eigens 
zu ihrer Bedienung bestimmter Geistlicher engagirt wurde, wollte man 
nicht jedesmal den Weg nach der nächsten Stadt oder dem nächsten 
Kirchdorfe zurücklegen, was in der unfreundlichen Jahreszeit zumal 
ebenso mühsam als zeitraubend gewesen wäre. Dazu kommt, dass im 
lilallc einer Belagerung der Burgherrschaft wie ihren Leuten jede 
Möglichkeit abgeschnitten wurde, geistlichen Beistand zu erhalten. 
Der Priester war auch für den Herrn sonst noch von grossem Nutzen: 
er las die eingehenden Briefe vor, schrieb die Antworten, die ihm 
dictirt oder ziufgetragen wurden, unterwies die Kinder, reprasentirte 
die Gelehrsamkeit auf der Burg. So ist wohl auf jedem grösseren 
1) Auberi p. 65, 3: Li bouteilliers I'm peu" 1:1 mein szuisi Si l'on mena bele- 
ment et seri En son celier de Hn inarbre 1101i.  Mewuugis p. 249: Onques et 
chastel 111 nuit 11'0t, Olaf sour cellier ni sour despense. 
2) Herz. Ernst 26621 D51 bi stuont ein sohoene bat: Daz was algemeine Von 
grüenem marmelsteine W01 gewelbet und überzogen, Govest mit starken swibogen. 
Wie möhte daz zierlicher sin? Zwö bütten röt guldin Die stuonden in liehteln 
schine. Zwö 1'010 silberine Geworht mit grözen fuogen, Die (laz wazzer dar in 
truogen. Mit listen sö was dm g-ehfui, Swederz man wolde 115111 Warm wazzer 
oder kalt, Des truogen die röre mit gewalt Den beiden büttcn genuoc. Ein erin 
antwere ex truoe Anderthall") üz dem bade den etc.; 2740: Die röre sie üf stiezen, 
Lüter wazzer (lau- üz Höz.
	        
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