Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

Zeit finden sich in der Regel nur drei Farbnüancen, nämlich eine 
dunklere dominirende Grundfarbe des Fond, eine hellere Farbe 
für die Darstellung des Pflanzenornamentes und eine leichte Gold- 
brochirung für Thielfzeichnungen. Bevor Wir zur Betrachtung der 
Geschichte einer selbstständigen italiänischen Weberei mit rein 
christlichen Ornamentationen übergehen, mag hier noch die Be- 
schreibung und Abbildung eines ausgezeichnet schönen und deli- 
caten Stoffes aus der maurischen oder Imitations-Zeit Raum finden, 
wie sich in ähnlicher F arbenwahl und in verwandter Composition, 
fast aus derselben Fabrik herrührend, noch etwa 16 Üriginalstoffc 
in unserer Sammlung vorfinden. 
Der vorherrschende Grundton des äusserst feinen Gewebes 
auf Tafel X ist ein mattes Dunkelroth; sämmtliche Pflanzenorna- 
mente, die 111 etleler ungezwungener Stylisirung unverkennbare 
Anklänge an arabische Vorbilder verrathen, sind dunkel laubgrün 
gehalten; die zierlichen Thiergestalten, gleichsam gegen einander 
im Kampfe (largestcllt, sind in Gold brochirt. Als Hauptmotiv 
ziehen sich durch das Gewebe Bandstreifen im Zickzack, die wie- 
der unter sich über Eck gestellte Quadrate bilden. In diesen Band- 
streifcn mit abwechselnden Vverschlingungen haben geübte Ürien- 
talisten den Namen Allah immer wiederkehrend nicht undeutlich 
erkennen wollen. 
Eine hübsche Arabeske, die unverkennbar an die Ornamente 
der Allahambra erinnert, zeigt der untere Bandstreifen auf Tafel 
X. Ueber die mögliche Symbolik des Hundes und Adlers  
in dem vorliegenden Stoffe dargestellt , wollen wir hier keine wei- 
tern Hypothesen aufstellen. 
Professor Bötticher in Berlin, der im Auftrztge der Künigl. Re- 
gierung umfassende Studien auf dem von der Archäologie seither 
fast unbeachteten Gebiete der Weberei des Mittelalters gemacht 
hat, lieferte schon vor längerer Zeit in einer Berliner Zeitschrift, 
die uns Herr Professor Kugler mitzutheilen die Gewogenheit hatte, 
einige interessante Artikel mit trefllichen artistischen Beilagen, 
Copien von merkwürdigen reichiigurirten Geweben der eben vor- 
liegenden Periode. In dieser Abhandlung sucht derselbe mit vie- 
lem Glüeke die Ansicht zu vertheidigen, dass die {igurirten kost- 
baren Seidenzeuge des XIII. und XIV. Jahrhunderts, theils orien- 
mlisehe, theils imitirte italiänische Kunsterzeugnisse, ihrer grossen 
Mehrzahl nach, mit Bezug auf die darin immer wiederkehrenden 
Darstellungen aus der animalischen und vegetabilisehen Schöpfung 
meistens in ihrer Deutung auf die Psalmen David's zurüekzufüh-
	        
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