lungsganges der liturgischen Gewänder, die Zeichnungen näher zu
erforschen, die diese Zeuge als eine eben im Aufschwung befind-
liche Industrie eharakterisiren.
Gleichwie die Dessins in vielfarbigem incrustirtein Schmelz an den
Reliquienkätstchen (arcula, thecai), die im XII. und XIII. {Iahrhunderte
in grössern I3enedictiner-Klöstern von den "opiüces argentarii" in der
Regel angefertigt wurden, noch lange Zeit (leutlich an Byzanz und seine
berühmten Email- und Schmelzarbeiten in Bezug auf Zeichnung und
Ausfilhrung erinnerten, so konnten auch unmöglich die im XIII.
Jahrhunderte zuerst zu Lueea angefertigten seidenen Stotte, was
die Zeichnung betraf, die orientalischen Vorbilder verleugnen.
Die Präparation und Färbung der Rohseide, die Technik des We-
bens verursachte schon einerseits bei Einführung der Seidenindu-
strie auf dem italiänisehen Festlande, wie erklärlich, so viele
Schwierigkeiten, dass man Anfangs nicht an Neuschaffung von ei-
genen Dessins dachte, sondern jene hIuster mit mehr oder weniger
Glück adoptirte, die von den maurischen Wcbstühlen SpanienÄs
oder den saracenischen Sicilicn's herrührten; auch copirte Zeich-
nungen von Stotlen aus Byzanz, Alexandrien, Arabien, Persien,
die noch immer trotz der occidentalischen Concurrenz ihren Markt
im Abcndlande fanden, kommen in den ältesten lombardischen Gre-
weben vor. Da die Vorliebe für Thierornamente in der romani-
schen Kunstperiode herrschend war und noch lange Zeit hindurch
in der Gothik sich fortsetzte, so erscheint in den Geweben dieser
Zeit noch immer das vollständige "bestiariuln", wie es in den
orientalischen hIusterstotTen sich noch lange erhalten hat; nur sind
diese phantastischen Compositionen von ineinander verschlungenen
Thier- und lhtlanzenornamenten 1) im Vergleich zu den Thier-
Zeichnungen in den von Anastasius beschriebenen Stoffen bedeu-
tend veredelt, und auch die Technik in diesen Zeugen zeugt be-
reits von einem grossen Fortschritt der WVebekunst.
Die in den freien Städten der Lombardei rasch aufblühende
Weberei schloss sich indessen immer enger an die näher liegen-
den Vorbilder aus Sicilien und dem südlichen Spanien an, und
mochte wohl aus dem Grunde eine nicht allzu grosse Neigung zur
Nachahmung der Zeichnungen von Seidenzeugen, welche „ d'outre mer"
aus dem fernen Osten bezogen wurden, stattfinden, weil schon im XIII.
Jahrhunderte die Kunst im Allgemeinen besonders im griechischen
Reiche geistlos zu werden anfing und allmälig derart verknöcherte,
Um ihren Ursprung näher zu bezeichnen, erhielten
noch heute gebräuchlichen Namen "Arabcsken".
sie
schon
damals
den