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cationen in arabischen Webereien immer wieder zurückkehrt; M.
Adrien de Longperier, Director des kaiserl. Museums des Louvre, eben
so bedeutend als Archäologe und nicht weniger als Kenner der orienta-
lischen Sprachen, dem wir bei längerer Anwesenheit in Paris die
orientalischen Webereien unserer Sammlung behufs Entzifferung
der darin in Menge vorkommenden Inschriften mit kufischen Cha-
rakteren verlegte, hatte die Gefälligkeit, auf Ersuchen eine
schriftliche Entscheidung dahin abzugeben, dass in dem äussern
Rande der eben bezeichneten birnförmigen Verzierung, von unten
anfangend, nach beiden Seiten hin, sich folgender Spruch wieder-
hole: .,Ruhm unserm Herrscher dem Sultan"; in dem kleinern ro-
senförmigen Ornamente kehre immer wieder zurück der Text:
„Der Sultan el Malek".
Diese letztere Aufschrift, sowie auch die Formation der Buch-
staben spräche mit ziemlicher Gewissheit für Anfertigung des Ge-
webes unter Herrschaft eines saracenischen Fürsten aus dem Ge-
schlechte der Mamlouks Bahrites, welches von 1250-1389 regierte.
Nicht weniger liefert auch die Weberei folgender auf Tafel
VII dargestellter Abbildung einen Beweis von dem feinen ent-
wickelten Formensinne saracenischer Dessinateurs gegen Ende des
XIII. Jahrhunderts. Das Gewebe selbst ist ein äusserst zartes
und delikates und zeugt von einem bedeutenden Fortschritte der
Webekunst. Der Fond des Stoffes zeigt eine dunkele seegrüne
Textur von feinem Seidengespinnst; die Zeichnung wird durch
Goldfäden, als Einschlag durchgehend nicht brochirt, dargestellt.
Diese Goldfäden sind von sehr merkwürdiger Beschaffenheit;
sie sind nämlich nicht rund als Faden gedreht, sondern gleich
wie dünne Riemchen platt geschnitten; die noch ziemlich starke,
dem Auge wohlthuende Vergoldung ist bloss auf der einen Seite
des riemenförmigen glatten Fadens applicirt; die Kehrseite des in
Rede stehenden Gewebes lässt den auf der Hauptseite vergoldeten
Plattfaden bräunlich (ohne Vergoldung) zu Vorschein kommen.
Trotz emsiger Nachforschungen 1) lässt sich bis jetzt. zur Stunde
Auf chemischem Wege haben wir von bedeutenden Fachmännern in Lyon,
Paris und Berlin die Goldfäden in den Geweben des Mittelalters vom X.-XV.
Jahrhunderte analysiren lassen; indessen führte diese Untersuchung zu keinem
bestimmten Resultate.
Es wäre "vom grössten Interesse für eine billige Herstellung von Geldge-
weben, namentlich zu kirchlichen Zwecken, wenn man heute wieder einen
solchen Goldfaden, wie sie das ganze Mittelater zu kirchlichen Omaten an-
Wandte, darstellen könnte. Dass diese präparirten Fäden mit eigenthümlicher
Vßrgolduvg nicht so theuer als unsere heutigen Goldfäden gewesen sein
müssen, geht sehen aus dem Umstande hervor, dass bei den älteru Geweben