tigten, genoss Almeria den bedeutendsten Ruf, der sogar sprüch-
wörtlich wurde. 1). Ein arabischer Schriftsteller, Ibn-al-Khatib,
nimmt sogar keinen Anstand, Almeria seines Handels, seiner
Reichthümer und seiner Manufactur wegen die erste Stadt der
Welt zu nennen. Dies bestätigend gibt M. Quatremere, dem Be-
richte des Al-Makarri folgend, anß) dass die Stadt Almeria um
diese Zeit 800 Gewerke zählte, bloss für Anfertigung von seidenen
Schürzen und Binden.
Wie man heute in Städten mit grüssern Seidenmanufacturen
die Webestühle zahlt, je nachdem auf denselben glatte Stoffe (Sa-
tin, Atlas, Taffet) oder dessinirte und brochirte, oder Sammet und
Sammetbänder angefertigt werden, so classificirte man in Almeria,
als seine Industrie ihren Culminationspunkt erreicht hatte, im XII.
und XIII. Jahrhunderte, auch die Metiers je nach der Beschaffen-
heit der Gewebe, die darauf angefertigt wurden; so waren 1000 Ar-
beiter daselbst beschäftigt mit der Weberei von Brekaten und
Stoffen, die man shßlßl" nannte, eine fast noch grössere Zahl
Weber verwandten ihren Fleiss auf Anfertigung eines Gewebes,
das man mit dem Ausdrucke uiskalaton" bezeichnete.
Ferner zählte man daselbst 1000 Weber, die sich mit Anfer-
tigung von Gewändern befassten, welche man "al-jorjani" nannte;
eine gleiche Zahl von Arbeitern verlegte sich auf Anfertigung von
seidenen Geweben, die unter dem Namen "isbahani" (Ispahan) gingen,
Ferner befand sich daselbst noch eine grosse Zahl von kleinen
Manufacturisten, die Damaststoffe anfertigten, in hellen Farben zu
Behängen und zum Kopfputz für Frauen; die Anfertigung eines
andern Stoffes, "tiraz", beschäftigte ebenfalls 800 Gewerke, Es
ist dieser „terminus technicus", dem wir auch bereits oben bei der
königlichenWeberei im Palaste der normannischen Fürsten in Pa-
lermo begegnen, die arabische Bezeichnung für ein Ehren- und
Feierkleid. Dieser "tiraz" gehörte also zu den kostbaren Gewe-
ben. In denselben waren meistens die Namen der Sultane, der
Prinzen und anderer hochstehender Personen eingewebt. Ein
dem "tiraz" verwandtes Gewebe, das nach Urtheil der Sachken-
ner durch Moslims entweder in Aegypten oder im maurischen
Spanien im XIII. Jahrhunderte sein Entstehen fand, zeigt die
Tafel VI.
Das Gewebe ist ein hellrother Damast; das Hauptmotiv stellt
eine birnförmige Verzierung dar, wie sie mit verschiedenen Modifi-
1) Proverbes et dictions populaires aux XIII. et XIV.
Crapelet, page 93.
1) Eistoire des Sultans mamlouks de PEgypte, tome II,
siäcles, publiäs p. A.
page 103, not. 123.