im ganzen Mittelalter Byzanz. Mit Sicherheit lässt sich anneh-
men, dass bereits vom VII. Jahrhunderte ab zu Byzanz selbst
ausgedehnte Webereien für reiche Seidenstoffe bestanden, denn
Anastasius führt jeden Augenblick bei Erwähnung der zahlreichen
Geschenke, die von Leols III. Zeiten ab den Kirchen Rom's ge-
macht wurden, 1) verschiedene Arten von Geweben an, die er alle
adjectivisch mit dem Worte "byzantea" bezeichnet, was nach un-
serer heutigen Sprechweise so viel heissen mag: zu Byzanz an-
gefertigt.
Schon aus der hohen Blüthe, deren sich vom VHI. bis X11.
Jahrhunderte 2) die übrigen bildenden Künste in Byzanz erfreu-
ten, 3) lässt sich folgern, dass auch die Kunst des Webens bei
dem grossen Hange nach Pomp und Luxus, der sich am Hofe
von Byzanz kundgab, in der grossen Kaiserstadt nicht unbekannt
und ungeübt bleiben konnte. Auch die Chronikenschreiber der
damaligen Zeit unterlassen es nicht, zum Oeftern die Stoffe der
Hauptstadt des orientalischen Kaiserreichs rühmend hervorzuhe-
ben. Fulcher von Chartres, entzückt über die Schönheiten Con-
stantinopelfs im Jahre 1097 meint, es Würde zu weit führen, die
Herrlichkeiten daselbst näher zu beschreiben, zu schildern das Gold
und Silber, die reichen Stoffe aller Art und die Menge der Re-
liquien, die sich dort fanden; 4) dass die Kaiser von Byzanz selbst
grossen Werth auf diese in ihrer Residenz angefertigten Pracht-
stoffe legten und nicht weniger auch die Grossen des Occidents,
welche die griechische Capitale besuchten, geht schon daraus her-
vor, dass die kaiserliche Muniüzenz die Führer der Kreuzfahrer
häuüg mit solchen reichen Stoffen beschenkte, welche für die Letzt-
genannten, in die Heimath zurückgekehrt, eine sehr dankenswerthe
Gabe waren. 5)
S0 werden bei den Geschenken, welche Päpste und andere
Fürsten 6) des Occidents zu verschiedenen Zeiten vom griechischen
Hofe erhielten, immer zuerst angeführt schwere Gold- und Silber-
1) Vergl. de vitis Rom. pontif. Leo III. 795 und die Lebensbeschreibung der
beiden folgenden Päpste.
1) Eine Zeit, in der sich die Kleinkünste des Abendlandes nach den meist by-
zantinischen Vorbildern erst zu entwickeln begannen.
3) Dahin sind zu rechnen die vielen ausgezeichneten Dyptichen und Trypmichgn
in Elfenbein, die Miniaturen, die treillichen Email- und SChlIwlZarbgiten
(opera smalti).
4) Fulcherii Carnot. Geste peregrin. Francor. cap. IV. (Geste. Dei p. Franco;
pag. 386, lin. 44).
5) Wilhelm. de Tyr. archiep. lib. II, cap. 22 (ihid. pag. 664, lin. 25).
6) L'Ystoire de 11 Normant. liv. VII, eh. 26, edit. de M. Champollion.