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Christen auch im gewöhnlichen Leben häufiger getragen wurde.
Es erübrigt hier noch, ein Näheres über den Stoff der frül1-
christlichen Dalmatiken hinzuzufügen, und die Ürnamentations-
Weise derselben in dieser fernliegenden Zeitepoche zu kennzeichnen.
Wie wir schon im Vorhergehenden andeuteten, waren die litur-
gischen Gewänder in den beiden ersten christlichen Jahrhunderten
entweder aus feiner weisser Wolle von Milet oder aus Apulien
angefertigt. Dieselben pflegten meistens an den säumen mit
Gold- oder Silberlahn durchzogen zu werden. Auch Gewänder
in feinen Leinen- und Byssusstoffen dürften in dieser Periode
sehr häufig angetroffen worden sein. S0 lange in der Kirche
die liturgischen Gewänder in ihrer Einfachheit aus Leinen und
Vvollenstoffen, dem Material des klassischen Remis angefertigt
wurden, war vorherrschend die Farbe der liturgischen Kleidung
ein Naturweiss. Als aber seit dem III. Jahrhundert die aus dem
Orient bezogenen vielfarbigen Seidenstoffen auch in Rom in den
allgemeinem Gebrauch gelangten und heimisch wurden, scheinen
für die reichern liturgischen Obergewander vielfarbige und gemu-
sterte Seidenstoffe vielfach in Aufnahme gekommen zu sein. Dass
schon im Beginne des IV. Jahrhunderts unter der Regierung
des Papstes Silvester I. zur Anfertigung der kirchlichen Gewän-
der vielfach seidene Stoffe und andere reichgefarbte Zeuge häufig
verwendet worden sind, lässt sich aus einer Constitution des ge-
dachten h. Papstes entnehmen, der, den "vitae Pontificum Roma-
norum" des Anastasius zufolge festsetzte: „ut sacrificium altaris
non in serieo, neque in panno tincto celebraretur, nisi tantum in
linteo ex terreno lino procreato; sicut corpus domini nostri Jesu
Christi in sindone lintea xnunda sepultum est, sie missa eelebra-
retur." Besonders waren die Purpurfarben, deren es verschie-
dene mehr oder weniger kostspielige Abarten gab, in den ersten
Jahrhunderten der Kirche sehr hoehgeschätzt und gesucht 1) Es liegt
sehr nahe, anzunehmen, dass nicht nur die bischöfliche "paenula",
sondern auch die kostbarern Diakonengewander vielfach aus doppelt
gefärbten Purpurstoffen angefertigt worden sind. Dass als Aus-
zeichnung im profanen Leben Dalmatiken und Colobien aus Pur-
purstoffen angefertigt von den Christen häufig bis inis dritte
Jahrhundert getragen wurden, erhellt unter Anderm auch aus
einer Constitution des Papstes Eutychianus, der verordnete: „ut
Vgl. die längere Abhnnülung über PurpurstoHe im Alterthum in dem aus-
gezeichneten Werke: Die griechischen Papyrus-Urkunden von Dr. A. Schmidt
Berlin 1842. b,
Liturgische Gewänder.