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Honorius 1) seine „Gemma animae" schrieb, war es schon in der
Kirche allgemeiner Brauch, dass bei feierlichen Ministrationen
die Subdiakonen über der aufgeschürzten Albe eine Tunica tru-
gen, die man auch "subtile" nannte; es war das nämlich ein
leichtes Gewand von seidenen Stoffen, das feiner (subtilius) ge-
w_ebt war, daher denn auch der Name. Auch der alte Ordo
Romanus, der, nach der Ansicht namhafter Schriftsteller, vor der
Regierungszeit der Carolinger verfasst worden ist, nimmt bereits
als Olbergewand für den Subdiakon die Tunica an, zur selben
Zeit, wo er den Diakonen die Dalmatien als auszeichnendes Ge-
wand zuerkennt. Aus demselben Ordo lasst sich auch entneh-
men, dass zwischen der "tunica", dem "subtile" des Subdia-
kons ein grosser Unterschied bestanden habe im Vergleiche
mit dem Gewande, das der Diakon als Dalmatik zu tragen das
Recht hatte. Jedenfalls war, wie man das auch noch im spätern
Mittelalter verfolgen kann, diese "tunicella" des Subdiakons ein-
facher und weniger reich verziert, wie das Gewand des Diakone, der
in der kirchlichen Hierarchie den nächst höhern Rang einnahm.
Die "tunicella", deren allgemeine Einführung als Subdiakonats-
kleid dem Ebengesagten zufolge in's VlI. Jahrhundert zu setzen
ist, ist mithin bedeutend jünger, als das Diakonengewand, die
"dalmatica", deren Ursprung und kirchlicher Gebrauch spätestens
in den Anfang des IV. Jahrhunderts hinaufreicht. Man liest
nämlich beim Anast. Bibliothec. in vita Sti. Silvestri An. Chr.314:
„hic constituit, ut diaconi dalmatica uterentur in Ecclesia." Bei
näherer Betrachtnahme der eben mitgetheilten Stelle entsteht hier
die Frage: bedienten sich die Diakonen in der römischen Kirche
vor den Tagen des Papstes Sylvester eines andern liturgischen
Gewandes als der Dalmatik, und wann ist der Ursprung und das
Aufkommen dieses letztgedachten altchristlichen Gewandes anzu-
setzen? Als Antwort auf die zuerst gestellte Frage Folgendes:
Eine Anzahl von schriftlichen Belegen lässt sich (lafür beibrin-
gen, dass vor der gesetzlichen Einführung der Dalmatik als
,.vestis diaconatus" das "colobium" sowohl bei- gottesdienst-
liehen Verrichtungen, als auch im alltäglichen Leben in den
ersten christlichen Jahrhunderten im Gebrauche war. Nach An-
gabe älterer Schriftsteller war nämlich das „colobium" nichts
anderes, als eine lange Tunica ohne Aermel, das die Griechen
"ääviytg" nannten. An Stelle der Aerrnel befand sich an dem
eben besagten Gewande ein weiter ofiener Durchlass für die
L
Honor.
Gemm.
lib.
cüP'
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