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Gold oder Seide gewebten Darstellungen, anhebend mit dem Be-
ginne der Leidensgeschichte am Oelberge bis zum Tode des Er-
lösers auf Golgatha. Diese Aufeinanderfolge von Darstellungen
in gewebten Stoffen scheint Anastasius unter dem oft wiederkeh-
renden Ausdrucke: „die Geschichten des gekreuzigten Herrn" T)
andeuten zu wollen.
Der Kreis der bildlichen Darstellungen aus dem Leben des
Herrn fand seinen Abschluss in den von Anastasius erwähnten
Stoffen mit Abbildungen der Auferstehung, i) der Himmelfahrt,
der Sendung des h. Geistes und der Wiederkunft des Herrn in
seiner Glorie als WVeltrichter. Auch die Wichtigsten Begeben-
heiten aus dem Leben der allcrseligsten Jungfrau, sogar solche,
die dem Legendarium angehören und nicht direct der h. Schrift
entnommen sind, finden sich zum Verdrusse derjenigen, welche
das Aufkommen von Abbildungen der "Mutter Marine" 3) dem
poetischen Frauenculte der spätern "romantischen" Jahrhunderte
aufhalsen wollen.
Ein besonders häufig in diesen alten Webereien vorkommen-
des Sujet war die assumptio und die coronatio B. M. V. 4) Diese
Darstellung Aufnahme und Krönung der Mutter Gottes, der
Prototyp für unsere eigene Auferstehung und Verherrlichung
ist dais ganze Mittelalter hindurch Lieblingsthema der Künstler
gewesen, das sich besonders, weil es einen grössern Raum der
Länge nach ausfüllen konnte, zu Webereien und Stickereien von
Altarvorhängen (frontalia, antipentlia.) eignete. Aber auch die
bildlichen Darstellungen der Apostel und Evangelisten, die in Gold
und Seide gewebten Bilder der weisen Jungfrauen, des Erzinar-
tyrers Stephanus und Laurentius, des h. Gregorius, der h. Aga-
tha, der h. Cacilia und der übrigen Heiligen des alten Mess-
canons finden bei unserm Gewährsmanne in langer Reihe ihre de-
taillirte Aufzählung.
1) Et in eodem altare fecit cum historiis crueifixi Domini vestem tyriamßlinabt.
Bibl. Nro. V, Rer. Im]. Script. tom. III, pag. 200, col. 2,
Vergl. ferner id. ibid. pag. 196, col. 2. C. pag. 200, cul. 1. C. pag.
208, eol. 2 C. et pag. 211, col. 1. D.
2) Anast. Biblioth. N0. XCVIII. Leo III. A. C. 795 (rer. ital. script. tom.
In, pag. 203, col. 2.
3) Nicht: nur kommen Abbildungen der allerscligsten Jungfrau in Geweben und
Mosaiken, in Wandmalereien vor, sondern vom V.--VIII. Jahrhunderte fin-
den wir auch sitzende und stehende Standbilder der Himmelskönigin in Holz
gesßhnlm? 111161 mit kostbaren Goldblechen überzogen, vergl. Anast. Biblioth,
an mehrern Stellen.
4) Anast. Bibl.