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In einem spätern Abschnitte dieses Werkes werden wir die orna-
mentale Ausstattung Weiter beschreiben, die seit dem IX. Jahr-
hundert dieses eben beschriebene alt-liturgische Gewand, die Albe,
erhielt.
Was eben über das hohe Alterthum der Albe gesagt worden
ist, das muss auch über den Ursprung und das Herkommen des
leinenen Gürtels (zona, ciugulum) bemerkt werden. Die Form
der frühchristlichen acingula" gibt der oft citirte Kirchenlehrer
Isidor der Jüngere lib. XIX. Originum cap. 33 an. Hinsichtlich
der Benennung dieses Gürtels findet sich bei Honorius eine Stelle,
WO er auf die hebräische und griechische Benennung dieses Ge-
wandes hinweiset. Dieselbe lautet: „et hinc cingulo cingitur
quod in lege balteus, apud Graecos zona diciturt") In Rücksicht
auf den frühkirchlichen Gebrauch und das Material des Gürtels
genüge für unsern vorliegenden Zweck hier die Angabe, dass in der
frühchristlichen Zeit die Albe, ihrer formellen Gestaltung nach,
wie das auch heute noch der Fall ist, ohne Gürtel nicht getragen
werden konnte, indem die grosse Länge derselben eine Aufschür-
zung bedingte, um dieses weisse Untergewand für die Grösse
des Tragenden passend und geeignet zu machen. Als unterge-
ordnetes Gebrauchsstück war zweifelsohne der Gürtel in der
frühchristlichen Zeit aus Leinen- oder Byssusstofi angefertigt und
hatte auch nur eine massige Breite, im Unterschiede von dem
reich verzierten "balteus", wie er als eigentliches Ornatstück von
den Priestern des alten Bundes getragen wurde. Eine "weitere
ornamentale Ausstattung erhielt das priesterliche und bischöfliche
Cingulum erst nach der Zeitepoche der Carolinger, und soll
von dieser weitern Entwickelung und Verzierung des kirch-
liehen Gürtels in einem spätern Abschnitte ausführlicher gehandelt
werden.
Es erübrigt noch, dass wir an dieser Stelle noch einige
Worte hinzufügen über den frühchristlichen Ursprung und Ge-
brauch des Schultertuches, "amictus", "superhumerale". Dieses
einfache Untergewand zur Umhüllung und Bedeckung des Halses
wird gleichmässig von sämmtlichen ältern liturgischen Schrift-
stellern zugleich mit der Albe und dem Gürtel besprochen, da
dasselbe als Untergewand, von Leinen und Byssus, in der Regel
Ueber den profanen Gebrauch des Gürtels im vorchristlichen Alterthume
ist Ausführlicheres zu ersehen bei du Saussay (lib. III. pnnoplia sacerdo-
talis) und bei Ferrarius, lib. I. de re vestiaria.
Honorius Augustod. lib. I. de antiquo miss. rizu, cap. 203.