444
nensisehe Concil, das gegen Schluss des IV. Jahrhunderts unter
dem Papst Anastasius I. gehalten wurde, setzt fest, dass der
Diakon bloss zur Zeit der Oblation und der Lectionen mit der
Albe bekleidet sein solle. Um noch eine Stelle hinsichtlich des
Gebrauches der "tunica linea talaris" in frühchristlicher Zeit an-
zuführen, sei hier noch darauf hingewiesen, dass der h. Chryso-
stomus in seiner 83. Homilie zu Matthäus VI. auch der glänzend
weissen Tunica, d. h. der Albc erwähnt, mit welcher bekleidet
zu seiner Zeit die göttlichen Geheimnisse gefeiert wurden.
Die vorstehenden Angaben mögen hierorts genügen, um nach-
zuweisen, dass bereits in der frühesten christlichen Zeit neben
der Stole in vielen Kirchen auch die Albe oder „tunica talaris"
als Untergewand für die Priester und Bischöfe, und als alleiniges
Obergewand für einzelne niedere Kleriker im Gebrauche war,
Bei spätern liturgischen Schriftstellern, z. B. Amalarius, Isidorus
begegnet man häufiger der weissen Albe als ein in ihrer Fern;
feststehendes kirchliches Untergewand. Schon Amalarius nennt
dasselbe „carnisia", gleichbedeutend mit nalba". Isid0rus') geht
noch weiter und beschreibt bei Erklärung des WVortes acamisia"
auch die Form dieser priesterlichen "tunica", Er sagt nämlich:
„Poderis est tunica sacerdotalis linea. corpori astricta usque ad
pedes descendens. Haec vulgo camisia. vocatur." Als Erklärung
über den Ursprung "camisia" sagt Isidor in dem folgenden Ca-
pitel: wcamisias vocamus, quod in his dormimus in camis, id
est in stratis nostris." Auch Alcuin in seiner bekannten li-
turgischen Schrift identificirt die „camisia" mit der "alba" und
stellt dieselbe in Bezug auf ihre Form und ihre Materie voll-
ständig als gleichbedeutend hin mit der npoderis" oder der „tu-
nica talaristt, wie sie die Priester des alten Bundes trugen.
J
n
quus ordo ecclesiasticus in administratione sacriliciorum cum candida veste
processerint, lib. I. dial. advers. Pelag, tom. II. pag. 565.
Isidor der Jüngere (episcop. hispalensis), der wohl zu unterscheiden ist von
Isidorus (episcop. Cordubensis), soll, wie mehrere glauben, ein Schüler des
grossen und h. PapstesGregor I. gewesen sein. Unter den vielen ge-
lehrten Schriften über alle Zweige des menschlichen Wissens, die derselbe
verfasste und die Trithemius aufzählt, ist für die Kenntniss der früh-
christlichen liturgischen Gewänder ein Werk von grösstem Interesse, das
unter dem Titel: "de ecclesiast. ofticiis libri duo" die Uranfänge der h.
Liturgie nachweist. Auch in einem andern Werke desselben Verfassers,
„lib. originß, gibt derselbe schätzenswerthe Andeutungen über den Namen,
das Herkommen und den VGebrauch der verschiedenen liturgischen Gewän-
der. Derselbe starb zur Zeit der Regierung des Gothen-Köuigs Sisebud,
wie Mehrere angeben, gegen das Jahr 630. Die Kirche begeht sein Ge-
dächtnis: am 16. Januar.