Volltext: Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch zahlreiche Abbildungen erläutert (Bd. 1)

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um darin das Blut der Martyrer zu sammeln und aufzuheben. 1) 
Wie das auch Casaubonus in seinen Erklärungen zum Vopiseus 
näher entwickelt, war das "orarium" im Alterthum ein Leinen- 
gewebe von grüsserer Länge und sohmälerer Breite, ähnlich einem 
Bandstreifen. Damit stimmt auch überein eine Angabe bei Gre- 
gor von Toursß) Cardinal Bona und Andere sind der Ansicht, 
dass in Anbetracht der äussern Form des Orariums, die dem 
Ebengesagten gemäss einem schmalen, länglichen Bandstreifen 
ähnlich war, die auf zwei lange wfasciaeß später reducirte Stole 
ihrer veränderten Form wegen "orarium" benannt worden sei. 
Da wir das Nähere über Stoff, Form und Ausscbmückung 
der mittelalterlichen Stole seit den Tagen der Carolinger in der 
folgenden IV. Lieferung dieses Werkes, nebst den nüthigen Ab- 
bildungen, mittheilen werden, so mögen vorläufig diese kurzen 
Andeutungen über das Vorkommen und die Beschaffenheit dieses 
Ornates in frühchristlicher Zeit genügen. Diejenigen, die Ausführ- 
licheres über den Namen, den Ursprung und die 1901-111 des alt- 
liturgischen Gewandes der Stole in Erfahrung bringen wollen, 
verweisen wir auf die oft citirten Quellenwerke von Bona, 3) du 
Saussay, 1') so wie auf die betreffenden Abschnitte in den liturgi- 
schen Schriften von Binterim (Denkwürdigkeiten) und Augusti 
(kirchliche Kunstarchäologie). 
Da in einem folgenden Abschnitte ausführlicher von der ma- 
teriellen Beschaffenheit, der Ausdehnung und der Verzierungsweise 
der Manipel im Mittelalter, als eines der Stole verwandten Ornat- 
Stückes, gehandelt werden wird, so dürften für unsern nächsten Zweck 
hierorts einige allgemeinere Angaben über die Entstehungszeit, 
die älteste Form und über die Bezeichnung dieses Gewandstückes 
vorläufig hinreiohen. Es finden sich bei Schriftstellern des aposto- 
lischen Zeitalters keinerlei Beweisstellen, dass in den beiden ersten 
Jahrhunderten der Kirche die Manipel liturgiseh im Gebrauche 
war. Auch die frühchristlichen Bildwerke geben für das Vor- 
handensein dieses Qrnamentes keine Belege an die Hand. Zuerst 
kommt zur Zeit Papst Gregofs des Grossen der Gebrauch und 
der Name eines solchen Gewandstückes vor. Derselbe erlaubt 
nämlich in einem seiner Briefe dem Johannes, Erzbischof von 
Ravenna, das Tragen und den Gebrauch der nmappula" für 
lib. 
Vgl. Pontius in vita. sancti Cypriaui. 
Gregor Touron. lib. III. bist. cap. 5. 
Rerum liturgicarum libri duo Auct. J. Bonn, Parisiis 1672. 
Panoplia sacerdotalis: seu de venerando sacerdotum habitu, 
A. du Saussay. Parisiis 1653.  
3 
2:3 
XIV. 
auct.
	        
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