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ist dieser schmale verzierende Streifen, ähnlich einer Schlinge,
als auszeichnendes Ornament von der alten Stole heute nur allein
übrig geblieben und der faltenreiche Umstoff, das eigentliche pri-
mitive Stolengeivand des Alterthums, fortgefallen, so dass heute
auf einen kleinem ornamentalen Theil der Name eines ehemaligen
weiten Gewandes .,stola" übergegangen ist. Es dürfte schwer
halten, den Zeitpunkt genau zu bestimmen, wann der faltenreiche
Umstoft" der frühchristlichen Stole, der den ganzen Körper bis
zu den Füssen bedeckte, fortgefallen, und der Name des Gewan-
des auf den ornamentalen, aufgenaheten Purpurstreifen übertragen
worden ist. Eine aufmerksame Besichtigung der Mosaiken in
den altern Basilikeil Italiens hat uns die Ueberzeugung beige-
bracht, dass lange vor der carolingischen Kunstepoche diese
Veränderung und umfangreiche Modification der frühchristlichen
Stole vor sich gegangen ist. Das aber lässt sich aus vielen noch
erhaltenen Monumenten von dem Constantinischen Zeitalter bis
zum VI. Jahrhundert augenfällig nachweisen, dass in dieser Epoche
die Stole noch als faltenreiches Gewand mit den aufgenäheten
verzierenden Bandstreifen ohne Veränderung bestand. Auch un-
sere Abbildung auf Taf. X. beweist, dass in Italien noch um die
Mitte des VI. Jahrhunderts die frühchristliche Stole als vollstän-
diges Gewand in ihrer ursprünglichen Gestaltung sich erhalten
hatte. Es trägt nämlich auf dem berühmten Mosaikbilde in
der Kirche St. Vitale zu Ravenna der Bischof Maximianus unter
der faltenrßißhen vpaenula" als Untergewand eine weite ßstola" von
einem weisslichen Stoffe und ist dieselbe mit zwei schmalen, pa-
rallel bis zum unterm Saume fortlaufenden farbigen StoHstreifen
verbrämt. Noch auffallender stellt sich der Schnitt und die Be-
schaffenheit der altchristlichen Stole bei den neben Maximianus
befindlichen ministrirenden Kleriker-n heraus, die beide als Ober-
gewand, mit schmalen Ornamentstreifen verziert, dieselbe Stole
tragen, die der Bischof hlaximianus in gleicher Weise, wie oben
angedeutet wurde, unter der "paenula" trägt. 1) (Vgl. die Abbil-
dung auf Taf.
Wie das aus der obigen Anmerkung erhellt, deutet Duran-
dus, Bischof von Mende, einer der ausgezeichnetsten Liturgiker
Auch in den Bildwerken bei Seroux d'Agincoun: begegnet man an vielen
Stellen priesterlichen und bischöflichen Darstellungen, die noch in alter
Weise mit der frühchristlichen Stola bekleidet sind. Dieselbe ist, nach
Durandus nicht als „torques" aufgefasst, sondern als faltenreiches Gewand
mit zwei schmalen aufgenäheten nfasciolae" zu erkennen.
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