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auch Könige, Priesterundreiche Patrizier trugen, ist weitläufiger und
mit grossem Aufwand von Gelehrsamkeit schon früher von Ferrarius
nachgewiesen WOTdGILl) Hinsichtlich der Form dieser eben gedach-
ten Bekleidung muss bemerkt Werden, dass im vorchristlichen Alter-
thume die Stole ein faltenreiches Gewand war, das den ganzen Körper
bedeckte, mit Ausnahme des Hauptes und des Halses. Damit beklei-
det konnte, wie es bereits Xenophon andeutet, kein Gebrechen des
Körpers wahrgenommen werden. 2) Mit einem solchen faltenreichen
Gewande, das ähnlich der „tunica talaris" (poderis) des Hohen-
priesters im Alterthume (vergl. unsere Beschreibung auf Seite 334)
bis zu den Füssen herunterfloss, stimmt auch die Beschreibung
der priesterlichen Stola des h..Germanus Constantinopolit. über-
ein, und hatte auch dieselbe Form jene nstola", die von Constantin
dem Grossen dem'Bischofe Maccarius von Jerusalem geschenkt
worden Warß) Dieselbe War mit Gold durchwebt und sollte
Maccarius, damit bekleidet, das Sacrament der Taufe spenden.
Was den Stoff und die Farbe betrifft, so ist zu bemerken, dass
überhaupt die Farbe der Stole meistens weiss 4) und dieselbe
entweder aus feiner Wolle mit Gold durchwebt oder auch aus
Byssus angefertigt war. In den Acten des h. Papstes Silvester
wird für die Diakonen das Tragen der Dalmatik vorgeschrieben
und hinzugefügt, dass ihre Linke bedeckt sein sollte mit der
„palla linostima", eine Bezeichnung und ein Gewand, das voll-
ständig gleichbedeutend ist mit der Stoie. Der jüngere Isidor er-
klärt das Stoffliche der nlinostima" dahin, dass die Kette (stamen)
aus Leinen (linum) bestehe, und dass als Einschlag (trama) Wollen-
stoffe genommen worden seien. Das einzige verzierende Orna-
ment, womit das faltenreiche Gewand der Stole des klassischen
Alterthums gehoben wurde, bestand in einem kaum eine Hand
breiten Streifen (fascia), der als Verzierung in Gold oder Purpur-
stoffen so auf der Stole aufgenäht war, dass er als afasciola", „lim-
bus" die Stole an zwei Stellen parallel laufend verzierte und auf bei-
den Seiten über die Schultern als langer, schmaler Streifen bis zu
den Füssen herunterstieg. Wie das Durandus s) ganz richtig bemerkt,
1)
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Ferrarius de re vestiaria, lib. III. cnp. 17.
Xenophon, lib. VIII. Cyripacdia.
Theodoret. lib. II. hist. cap. 27. Diese kostbare Stole wurde von Cyrill
verkauft, um den Erlös an die Dürftigen zu vertheileu.
Daher auch in der Schrift „amicti stolis albis". Johann. Apoc. VII. 9.
Durandus rationale divinorum offlciorum. lib. III. cap. 5. Die bezügliche
Stelle lautet in Abkürzung, wie folgt: Notandum, quod antiquitus stola erat
vestis caudida. pertingens usque ad vestigia. Sed postquam Alba coepit.
Fortan-i, mumta es: in torquem.