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takomben zu dem bekannten Werke: „Roma subterranea", und
in den Abbildungen der ältesten Mosaiken, wie sie ehemals die
Chorabsiden der frühchristlichen Basiliken Italiens schmückten,
desgleichen auch in dem trefflichen Bildwcrke des Scroux d'Agin-
court. Für das Zeitalter nach der Völkerwanderung findet man
in den heute noch erhaltenen Mosaiken zu Ravenna viele Anhalts-
punkte, die erwünschten Aufschluss geben, wie dem Schnitte und
der äussern Beschaffenheit nach die bischöflichen und priester-
lichen Gewänder im VI. und VII. Jahrhundert beschaffen waren.
Zur Veranschaulichung der frühchristlichen liturgischen Gewänder,
die mit geringer Modification in den ersten Jahrhunderten der
Kirche eine ganz ähnliche Form gehabt haben mögen, haben wir auf
Tafel X. einen Theil jener Figuren in getreuer Copie wiederge-
geben, wie dieselben auf einem grossen Mosaikbilde in der Kirche
St. Vitale zu Ravenna heute noch ersichtlich sind. VOII dem
Gothenkönig Theodorieh gegründet, wurde St. Vitale durch Kaiser
Justinian vollendet, mit musivischen Bildwerken geschmückt und
im Jahre 547 eingeweiht. Taf. X veranschaulicht einen Theil
der Personen, die an diesem feierlichen Einweihungsacte Theil ge-
nommen haben. Die Hauptfigur auf unserm Bilde gibt Wieder
die Darstellung J ustinian's, angethan mit reichen kaiserlichen
Gewändern, die noch vollkommen an die römische "Chlflmys" mit
der „lorica" und „toga" erinnern. Auf goldener Schüssel trägt
derselbe die Weihgeschenke der Kirche. Unmittelbar neben dem
Kaiser ersieht man auf unserer Zeichnung den Ravennatischen
Bischof Maximianus, der, mit bischöflichen Gewändern bekleidet,
die Einweihung von St. Vitale vorzunehmen im Begriffe steht.
Zur Linken des Bischofs sind in dem Mosaikgcmälde zwei nie-
dere Kleriker veranschaulicht, die mit den im VI. Jahrhundert
gebräuchlichen llIinistrantcn-Gewandern bekleidet sind.
Für unsern nächsten Zweck verdient die aplancta" oder
„paenula" eine nähere läeachtung, womit der Bischof Maximia-
nus bekleidet ist. Dieselbe ist, wie die Abbildung zeigt, ein
weites, faltenreiohes Obergewand, das nach allen Seiten gleich-
müssig geschlossen ist und kaum einen Durchlass für das Haupt
zeigt. Schnitt und Form dieses frühchristlichen Messgcwandes
Die ausführliche Zeichnung dieses herrlichen Mosaiks finde: sich in dem
treßlichen Prachtwerkc von Professor Dr. von Hcfner: "Trachten des
christlichen hflittclalters", Tafel 91, Text: I. Ahtlr, 16. Lief. Diese Zeich-
nung wurde zuerst von Dr, Ernst. Förster, 1831 in Ravenna vor dem
Original copirt.