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Erzbischofs von Köln. 1) Sämmtliche ebengedachte Messgewän-
der, die noch meistens gut erhalten aus dem XI. Jahrhundert
oder aus dem Beginne des XII. Jahrhunderts herrühren, sind
ebenfalls wie die vorhin beschriebene frühchristliche "paenula"
ohne Oeilnung, rund und glockenförmig angefertigt, so dass man
als einzige OeEnung nur einen Durchlass für den Kopf erblickt,
vermittels dessen das Gewand in einem Wurf über die Schulter
herniedergelassen wird und alsdann in Weise einer Glocke den
Körper so vollständig im reichen Faltenwurfe einhüllte, dass nur
die Füsse zum Vorschein kamen. Da bei dieser Anlegung der
„casula" auch die Arme vollständig verhüllt wurden, so war es
nöthig, dass beim Gebrauche der Arme, d. h. bei Verrichtung
von priesterlichen Functionen diese „casula" von dem Ministran-
ten zu beiden Seiten in zierlich geordnetem Faltenwurf aufgeho-
ben und auf beiden Armen aufgerollt und befestigt wurde. Da-
mit nun die aufgehäufte llrIasse der schweren Seidenstoffe bei
Verrichtung von h. Opferhandlungen nicht lästig und hinderlich
war, so pflegte an diesen altern vplanetae" über beide Schultern,
und zwar im Aeussern in aufgenäheten Ringen befestigt, eine
starke seidene Schnur von runder Drehung geführt zu werden,
vermittels welcher das Gewand in gleichmässigem Faltenwurfe
heraufgezogen und so in der Gegend des Oberarmes in beliebiger
Höhe befestigt und angebunden werden honnteß)
Von welcher Form und von welchem Stoff und ornamen-
talen Beschaffenheit die Messgewänder gewesen sein mögen, die
in den ersten christlichen Jahrhunderten bei Verwaltung der h.
Geheimnisse des Christenthums getragen wurden, darüber lässt
sich heute mit Sicherheit nichts Bestimmtes mehr feststellen. Die
einzigen Anhaltspunkte, die sich über die Form, Ausdehnung und
materielle Beschaffenheit der frühchristlichen "paenula" heute noch
erhalten haben, iindet man spärlich in den Abbildungen der Ka-
Dieses kostbare, seltene Gewand besteht aus einem schweren Sergegewebe
und ist, seiner Farbe nach, zu rechnen zu den theuern Stoßen der
pure imperialis". Dieses Gewand gelangte bei der Verschleuderung der Kir-
chenschätze Köln's, während der französischen Revolution, aus der St. Georgs.
Kirche in fremden BßSitZ. Bei einer kürzlichen öffentlichen Versteigerung
waren wir so glücklich, dieses merkwürdige Gewand käuflich zu erwerben
und unserer Sammlung einzuverleiben.
Solche Schnüre, zum Aufziehen, finden sich heute noch an der merkwürdi.
gen ncasula." des h. Willigis, aufbewahrt in der St. Stephans-Kirche zu
Mainz, erhalten. An einzelnen andern Messgewändern kann man noch
deutlich die Spuren wahrnehmen, wo diese Schnüre zum AllfSChürzen des
Gew-andes ehemals befestigt nnren.