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den hinlänglich, dass das offieielle Staatskleid der alten Römer,
die Toga, in ihrer weiten Ausdehnung und ihrem eigenthümlichen
Schnitt unmöglich das Vorbild, und, so zu sagen, derMusterpatron
gewesen sei, nach welchem im apostolischen Zeitalter das liturgische
Gewand der Priester conform der neasula, planeta" gebildet wor-
den sei. Anstatt das Messgewand mit der "paenula" auszusöhnen,
ersah Ferrarius aus dem eben angedeuteten Grunde in der nach
einer Seite hin geöffneten "paenula" das Mustervorbild für Schnitt
und Form der ncappa" oder Pluviale, wozu auch noch der an-
dere Umstand kam, dass die .,paenula" ebenfalls in der classisch-
römischen Zeit grösstentheils als Bekleidungsstück und Ukberwurf
zu Winterszeiten und bei regnerischem Wetter getragen worden
sei. Ein Aehnliches bekunde auch der Name des Chormantels
oder der Chorkappe, deren Name "pluviale" andeute, dass sie in
der Frühzeit der Kirche bei öffentlichen Bittgängcn und bei
nachmittägigem Gottesdienste als ein gegen Witterung und Regen
schützendes Gewand in Gebrauch genommen worden sei. In der
II. Ausgabe seines grössern Werkes, die später erschienen ist, gesteht
jedoch gegen Ende des Cap. 37 Ferrarius ein, dass er, auf die
Autorität anderer Gelehrten hin, die "paenula" für ein offenes
Gewand gehalten habe, dass er aber nach genauerer Durchsicht
authentischer Abbildungen der "paenula", die vollständig nach
allen Seiten geschlossen gewesen sei, die Üeberzeugung erlangt
habe, dass dieselbe in der ältesten Zeit vorzugsweise als Gewand
der Priester der Kirche benutzt werden sei und dass die "casula"
oder "planeta" mit der "paenula" hinsichtlich ihres Schnittes eine
auffallende Verwandtschaft zeige. Derselbe Schriftsteller handelt
im II. Buche des 2. Theiles seines obengedachten Werkes aus-
führlicher von der "paenula" und bringt auch einige Abbildungen
derselben bei, wodurch dem Auge die grosse Aehnlichkeit nahe
gelegt wird, die offenbar zwischen der vorchristlichen „paenula"
und der frühchristlichen "casula" oder nplaneta" bestand. Außll
der oben citirte Bartolus Bartholini fügt seinem interessanten
Commentar über die „paen1'1la" drei authentische Abbildungen
dieses vorchristliehen Obergewandes hinzu. Die deutlichsten und
gelungensten Abbildungen der altrömischen "paenula", worin Pro-
fessor Weiss ein eigentliches Schutzkleid und nicht ein Gewand
für den Putz erkennt, veranschaulicht der letztgedachte Schrift-
steller auf Seite 963 der VIII. Lieferung seiner "Costümkunde"
unter Fig. 380. Hinsichtlich ihrer Form gibt derselbe Autor in
dem begleitenden Texte seines lehrreichen WVerkes an, dass sie in
ihrer einfachsten Gestalt höchst wahrscheinlich ein ringsum ge-