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und Profangeivändern vorgewaltet, so würden Einzelne, nament-
lich im Jahrhundert der Verfolgung, schon allein aus Klugheits-
rücksichten Anstand genommen haben, sich öffentlich durch ihre
auffallende Kleidung als Vorsteher der Kirche kenntlich zu machen
und die Blicke der Heiden auf sich zu ziehen. 1)
Die im Obigen ausgesprochene Ansicht hinsichtlich der for-
mellen Verwandtschaft der gottesdienstlichen Gewänder im apo-
stolischen Zeitalter mit den Profangewändern des alten klassischen
Ronfs schliesst jedoch die Annahme nicht aus, die von Cardinal
Bonn und du Snnssay geltend gemacht worden ist, dass nämlich
in den ersten Jahrhunderten der Kirche mehrere Apostel und
verschiedene Bischöfe bei Verrichtung der h. Mysterien einzelner
Ornate sich bedient hätten, die später auf ihre Nachfolger über-
gegangen seien. Da in der apostolischen Zeit aus Gründen, die
wir hier oben entwickelten, keine besondern, von der gewöhn-
lichen Kleidung hinsichtlich ihres Schnittes abweichenden gottes-
dienstlichen Gewänder allgemeine Gültigkeit hatten, so konnte es
um so mehr der Fall sein, dass einzelne Vorsteher der Kirche
ihr bischöfliches Amt und ihre priesterliche Würde durch ein be-
sonderes Ornatstück nach ihrer Wahl andeuteten, das jedoch
später nach ihrem Hinscheiden von den Nachfolgern derselben
als Erinnerung und theueres Andenken an den heiligen Vorgänger
aufbewahrt und ebenfalls getragen wurde.
Auf diese Weise mag es gekommen sein, dass einzelne Kir-
chcnvorsteher in frühchristlicher Zeit ein besonders auszeichncndcs
Ornatstück als historisch ehrwürdig überliefert trugen, das von
Bischöfen anderer Kirchen nicht in Gebrauch genommen wurde.
So trug der Apostel Paulus, der Ansicht gewichtiger Liturgiker
zufolge, bei der Feier der h. Mysterien ein Obergewand „pae-
nnla", das er bekanntlich in Troas zurückliessß) Hierhin ist
ferner zu rechnen die goldene Binde (lamina), die der h. Evan-
gelist Jghannes, nach Angabe des Bischofs von Ephesus, Poli-
krates, soll getragen haben, wie das Eusebius 3) anführt. Hierhin
sind auch zu zählen die Kopfbedeckung (infula), deren Tertul-
lian lib. de Monogamia, cap. XII, erwähnt, und einzelne be-
sondere Gewandstüeke, die von andern ausgezeichneten und h.
Vgl. hierzu die historischen Noten ad Anast. Biblioth. in vita S. Stephani,
sectio XXIV. Anno Christi 257. tom. II. pag. 217 und 218.
Im Folgenden wird ausführlicher von dieser "paenula" des h. Paulus gg.
handelt werden.
Euseb. lib. III. hist. cap. 81-